Drohneneinsatz im Tierschutz

In der Schweiz werden jährlich rund 1'700 Rehkitze vermäht. Eine traurige Bilanz. Darum setzt Thorsten Strathaus sein Wissen über Drohnen und Wärmebildkameras ehrenamtlich ein und spürt in seiner Freizeit mithilfe modernster Technologie die Jungtiere auf den Feldern auf. Ob und wie das funktioniert, erfährst du hier.

Ehrenamtliches Engagement für Rehkitze

Im Mai und Juni fangen die Bauern mit der Mahd an, um Heu für ihr Vieh einzubringen. Gleichzeitig beginnen die Rehe, ihre Kitze zur Welt zu bringen. Dabei fehlt den frisch gesetzten Kitzen in den ersten Wochen der Fluchtinstinkt. Bei Gefahr drücken sie sich nur zu Boden und hoffen, nicht entdeckt zu werden. «Damit schweben sie in Lebensgefahr, denn es ist unmöglich, dass die Bauern die Kitze während der Fahrt vom Traktor aus entdecken können», weiss Thorsten Strathaus.

Oft würden die Bauern gemeinsam mit den ortsansässigen Wildhütern die Felder vor dem Mähen «verblenden». Dabei stellen sie am Vorabend in den Feldern Vogelscheuchen auf und benutzen Duftstoffe, um die Rehe zu vertreiben. Am Morgen der Mahd laufen sie in grösseren Teams die gesamte Wiese noch einmal ab. Leider bringt auch diese Methode keine Erfolgsgarantie, weiss der Senior Consultant BIM von A+W. Im ungünstigsten Fall fällt ein Rehkitz ungesehen der Maschine zum Opfer. Dessen Tod ist nicht nur sinnlos, sondern stellt auch für die Bauern ein ernstzunehmendes Problem dar: Kadaverteile von Rehkitzen können in Futtersilagen das Gift Botulinumtoxin hervorrufen und dadurch den gesamten Tierbestand der Landwirte vergiften.

Ein BIM Consultant für den Tierschutz

Der BIM Consultant fliegt Drohnen für den Tierschutz

Die Schärfe einer Wärmebildkamera, welche unter der Drohne in ca. 40 m Höhe über das Feld fliegt, sei überraschend gut und kann auch kleine Objekte im meterhohen Gras erkennen, erzählt Thorsten. Ist der Temperaturunterschied des Tieres zur Umgebung gross genug, können mit der Wärmebildkamera sogar Hasen, Füchse oder Katzen erspäht werden. Oder eben auch Rehkitze: Ihr warmes Fell ist im umliegenden kühlen Gras auf der Kamera als heller, gelber Punkt deutlich zu erkennen.

Um die Rehkitze mit der Wärmebildkamera aufzuspüren, müssen die Piloten und Wildhüter früh aufstehen. Denn sobald die Sonne auf ein Feld scheint, ist die Temperaturdifferenz zwischen Fell und Gras zu gering – dann können die Tiere nicht mehr ausgemacht werden. Darum findet die Suche nach Rehkitzen mittels Drohnen in den ersten zwei Stunden nach Sonnenaufgang statt. Werden dabei mit der Wärmebildkamera gelbe Punkte gesichtet, begibt sich der Wildhüter an die entsprechende Stelle, um die Situation zu klären. Der Wildhüter ist auch der einzige, der befugt ist, das Tier einzufangen oder aus dem Feld zu transportieren.

A+W arbeitet mit Drohnen

Die gefundenen Rehkitze werden in den Feldern oder im nahegelegenen Waldrand unter Holzkisten aufbewahrt, während der Bauer zügig das Feld abmäht. Anschliessend werden die Tiere sofort wieder von ihren meist in der Nähe wartenden Müttern in Empfang genommen.

Vorteile des Drohneneinsatzes im Tierschutz

Ein erfolgreicher Einsatz von Drohnen auf dem Feld nützt allen Beteiligten: Dem Bauern bleibt eine traumatisierende Erfahrung erspart, der Wildhüter muss zu Fuss wesentlich weniger weite Distanzen zurücklegen und kann dadurch im Vergleich zum manuellen Absuchen der Felder Ressourcen sparen. Der Pilot kann mit Spass und Engagement seine Technik dem Tierschutz zur Verfügung stellen, «sodass Rehkitze gerettet werden und Rehfamilien weiterhin durch die schöne Schweizer Natur streifen können», freut sich Thorsten.

Wegpunkte durch Drohne aufgenommen

Der BIM Consultant setzt sich ehrenamtlich ein

Im Sommer 2019 habe er in der Zeitung vermehrt Berichte über die Problematik der Bauern mit den Rehkitzen gelesen, erzählt der Consultant. Das hat ihn berührt – und beschäftigt. Darum hat er sich  in seiner Freizeit intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt. Im Frühjahr machte Thorsten Nägel mit Köpfen: Er beschaffte sich das nötige Equipment und absolvierte im Verein Rehkitzrettung Schweiz eine entsprechende Ausbildung. Über den Verein Rehkitzrettung Schweiz laufe auch der intensive Austausch und die Koordination mit den zuständigen Wildhütern und Bauern. «Ohne diese Zusammenarbeit würde es nicht funktionieren», ist sich Thorsten bewusst.

In der Saison 2020 wurde auf allen Feldern, die Thorsten abgeflogen hat, kein einziges Kitz vermäht. Das betrachtet er als sein persönliches vorzeitiges Geburtstagsgeschenk.

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