zB No 97 – Strategischer Kompass zu Netto-Null.

Mit dem Klima- und Innovationsgesetz (KIG) ist das Ziel klar: Netto-Null bis 2050 für alle Unternehmen. Den Weg dahin bestimmt jedes Unternehmen selbst. Wo stehen wir heute, welcher Weg ist der richtige, welche Massnahmen führen zum Ziel? Der Absenkpfad ist das strategische Instrument für die Kurssetzung. Aber nur konsequentes Handeln führt zum Ziel.

Die Regeln sind vorgegeben

Der Fokus des Gesetzes (KIG) liegt auf der Reduktion der direkten Treibhausgasemissionen durch fossile Brenn- und Treibstoffe. In den Sektoren Verkehr und Gebäude sind diese direkten Emissionen vollständig zu vermeiden, in der Industrie zu 90 Prozent. Die schwer vermeidbaren direkten und indirekten Emissionen gilt es mit Negativemissionstechnologien (NET) auszugleichen – mit entsprechendem Aufbaupfad. Der Bund subventioniert neuartige Technologien und Prozesse zur Reduktion der THG-Emissionen und Speicherung von CO2 in Produkten oder im Untergrund (Negative Emissionen). Ausserdem unterstützt er Unternehmen, die ihren Netto-Null-Fahrplan bis zum Jahr 2029 ausarbeiten, mit fachkundiger Beratung.

Den Startpunkt bestimmen

Nur wer seine eigene Ausgangsposition kennt, kann den richtigen Kurs setzen. Welche Aktivitäten des Unternehmens für wie viele Emissionen verantwortlich sind, kann nur eine professionelle Analyse aufzeigen. Sie bestimmt verbindlich die direkten und indirekten Emissionen aus dem Energieverbrauch rund um Gebäude, Prozesse und Mobilität. Empfohlen ist zudem die Erhebung der vor- und nachgelagerten Emissionen aus allen relevanten Aktivitäten. Das Gesamtbild dieser Analyse dient dem Unternehmen dann als Ausgangspunkt für die Massnahmenplanung und Etappenziele bis 2050.

Den Kurs festlegen

Der Absenkpfad muss mit einem mehrjährigen Investitionsplan korrelieren und Kosten und Wirkung der Massnahmen einander gegenüberstellen. Zwischenziele mindestens für das Jahr 2030 und 2040 auszuweisen, ist Pflicht. Verschiedene Branchenorganisationen erarbeiten Branchen-Fahrpläne oder Empfehlungen für ihre Mitglieder. Sie sind hilfreich, um die methodischen Grundlagen im Branchenkontext heranzuziehen. Unternehmen können sich innerhalb der Branche orientieren und vergleichen, sowie nötigenfalls ihre bereits erstellte Bilanz oder Absenkpfad anpassen.

Den Kurs bis 2050 halten

Um auf Kurs zu bleiben, ist nebst der strategischen auch die operative Ebene gefordert, besonders in der Umsetzung von Effizienz- und Dekarbonisierungsmassnahmen. Definierte Prozesse und eine entsprechende Budgetplanung müssen sicherstellen, dass bei Erneuerung oder Ersatz von Anlagen, Maschinen, Fahrzeugen und Gebäuden die Reduktion der Emissionen nach Plan voranschreitet. Steht beispielsweise ein Heizungsersatz an, kann sich die energetische Erneuerung der Gebäudehülle aufdrängen. Andrerseits ist Überdimensionierung zu vermeiden – sie liegt gemäss umfangreicher Betriebsdaten bei Wärmepumpenanlagen und Kältemaschinen zwischen + 40 % und + 300 %. Empfehlenswert ist eine jährliche Überprüfung und Justierung der eingeleiteten Massnahmen.

Mit Weitsicht handeln

Im Netto-Null-Prozess ist ein strukturiertes Monitoring von Kosten und Wirkung unverzichtbar. Für viele börsenkotierte Unternehmen ist die Emissionsrechnung und Zieldefinition in der Berichterstattung bereits Pflicht, für alle anderen ein Gebot der unternehmerischen Vernunft. Frühzeitige Investitionen in klimafreundliche Technologien zahlen sich doppelt aus: Sie reduzieren jetzt Emissionen und sichern langfristig die Wettbewerbsfähigkeit. Spätes Handeln führt zu einem steileren Pfad zum Ziel. Der Weg zu Netto-Null ist nicht nur eine ökologische Notwendigkeit, er ist auch ein Innovationstreiber, der Unternehmen effizient, resilient und zukunftsfähig macht.

Kunden-Statements

«Die Dekarbonisierung der Fernwärmeversorgung ist für die Regionalwerke AG Baden eine wichtige Aufgabe auf dem Weg zu Netto-Null CO2-Emissionen. Aufgrund des Netzausbaus und des zunehmenden Ersatzes von fossilen Heizungen wird sich der Absatz der Fernwärme bis ca. 2040 verdreifachen. Dies macht die parallele Eliminierung von fossiler Spitzenlast zur Herkulesaufgabe. Wir haben nun aufgrund eines Projektförderantrags nach Art.6 KIG frühzeitig einen Netto-Null Fahrplan mit Fokus auf Fernwärme erstellt. Eigentlich hätten wir uns sonst wohl erst in 2-3 Jahren damit befasst. Es hat sich allerdings gelohnt! Der linearisierte Absenkpfad hat zwar im Gegensatz zum modellierten Absenkpfad nur eine beschränkte Aussagekraft. Allerdings hat sich gezeigt, dass die erarbeiteten Massnahmen und die Berechnungen zu deren Wirkungen eine gute Grundlage darstellen für die zukünftige Umsetzung und die Verankerung im Unternehmen.»

Christian Vogler
Leiter Energiefachstelle bei Regionalwerke AG Baden

«Seit 2010 bilanziert die PSP Swiss Property ihre CO₂-Emissionen und konnte deren Intensität in zehn Jahren halbieren. Bis 2035 soll sie – ausgehend von 2019 – nochmals um 50 % sinken, bis 2050 wird «Netto Null» angestrebt. Unsere Ziele orientieren sich an internationalen und nationalen Vorgaben, sowie an den Bedingungen in den Gebäuden. Die Absenkpfadberechnung ist direkt in unserem Sanierungsplanungstool integriert und passt sich bei Projektverschiebungen automatisch an – so erkennen wir Abweichungen sofort. Im Zentrum unserer Strategie steht der Ersatz von fossilen Heizungen durch CO₂-arme Lösungen wie Wärmepumpen, Fernwärme und Seewasserverbunde. Eine Herausforderung ist die Abstimmung unserer Sanierungsplanung mit dem Ausbau dieser Energieverbunde; teils müssen Alternativen geprüft oder Übergangslösungen entwickelt werden. Das Energiekonzept wird zunehmend ein strategischer Aspekt in der Objektstrategie.»

Agathe Bolli
Leiterin Nachhaltigkeit bei PSP Swiss Property AG

Unsere Expert:innen

Nathalie Benkert

Nathalie Benkert
Teamleiterin Consulting
A+W Zürich

Reto Fritschi

Reto Fritschi
Director
icccon AG

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Expert Advisor
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Larissa Lienhard

Larissa Lienhard
Consultant Nachhaltigkeit
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