

Spitäler sind Orte exzellenter Medizin – und zugleich können sie durch ihre Gestaltung zu Räumen werden, die nicht nur heilen, sondern auch das Wohlbefinden und die Lebensqualität der Menschen stärken. Ein Gesundheitsbau soll nicht nur das Gesundwerden unterstützen, sondern zugleich in respektvollem Einklang mit seiner Umwelt stehen. Dem Gebot der «Healing Architecture» wird beispielsweise das neue Kinderspital Zürich vorbildlich gerecht.
Chancen und Herausforderungen
Spitalbauten sind an Komplexität kaum zu übertreffen. Die Anforderungen rund um HLKSE, Gebäudeautomation, Medizinalgas, Elektro, Bauphysik, Akustik … sprengen den Rahmen des Gewohnten sowohl in der technischen Tiefe wie auch in den behördlichen Vorschriften. Der Schlüsselfaktor im Spitalbau liegt aber in den Schnittstellen der Gewerke. In der fachlichen Interaktion wachsen Herausforderungen und Chancen gleichermassen. Zu den wichtigsten Aufgaben der Projektleitung zählt deshalb, fachübergreifende Lösungen anzustossen und durch umsichtige Koordination zum Erfolg zu führen.
Gesunde und Graue Energie
Spitäler sind im Betrieb ausgesprochen energieintensiv – rund um die Uhr. Gefragt sind deshalb Energiekonzepte, die bei aller geforderter Sicherheit und Redundanz zum Beispiel die Beleuchtung selektiv steuert, den Standby-Verbrauch unzähliger Geräte senkt und die HLK-Energieeffizienz optimiert. Aus gutem Grund rückt bei öffentlichen Grossbauten auch die Graue Energie zunehmend in den Fokus. Der Baustoff Beton ist für Spitalbauten nicht mehr in Stein gemeisselt, wie das Universitäts-Kinderspital Zürich zeigt. Viel Holz – verpackt in kindergerechte, behagliche Architektur – begünstigt Genesungsprozesse und ist als nachwachsender, rezyklierbarer Baustoff auch der ökologischen Gesundheit des Gebäudes zuträglich.

Energie gewinnen und sparen
Es ist erfreulich, dass heute immer mehr Spitalprojekte Minergie- oder DGNB-Zertifikate anstreben. Darüber hinaus ist es mehr als nur folgerichtig, dass energieintensive Gebäude wie Spitäler und Pflegeeinrichtungen einen möglichst grossen Teil ihres Energie-Eigenbedarfs direkt vor Ort decken. Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) auf dem Dach etwa gehören bereits zum Standard, Windenergie gewinnt an Bedeutung. Das Universitäts-Kinderspital Zürich geht einen Schritt weiter: Es bezieht seine Wärme (und Kälte) überwiegend direkt aus dem Zürichsee. Erfolgsentscheidend ist in diesem Zusammenhang aber auch, dass die Qualitätssicherung über ein konstantes Energiemonitoring und entsprechender Nutzerschulung zur Routine wird.

Gegenwart und Zukunft
In den allermeisten Fällen geht es bei Spitalprojekten darum, den medizinischen Fortschritt in Bestandsbauten zu integrieren – und zwar bei laufendem Betrieb. Dieser duldet weder Staub noch Lärm und Risiken erst recht nicht. Die Sicherung der Flucht- und Rettungswege wird bei Platzmangel, fehlenden Technikräumen und geringer Raumhöhen schnell zur Herausforderung. Gleichzeitig steigen die Anforderungen in Sachen Nachhaltigkeit und Patientensicherheit stetig. Bei Spitalneubauten steht die Zukunftssicherheit im Zentrum. Eventualitäten brauchen planerisch gesehen ihren Platz, lange bevor sie eintreffen.

Resilienz und Redundanz
Nirgendwo sonst können Stromausfälle, Naturkatastrophen, Cyberangriffe oder technische Pannen fatalere Folgen haben als in einem Spital. Neben einer autonomen Notstromversorgung sind redundante Systeme und robuste Komponenten überlebenswichtig. Hier stärkt beispielsweise eine PV-Anlage auf dem Dach nicht nur die Energiebilanz, sondern auch die Versorgungssicherheit an sich. Das unterbrechungsfreie Stromversorgungsnetz (USV-Netz) für die medizinischen High-Tech-Geräte darf keine Sekunde ausfallen. Doch auch die übrigen Stromkreise sind essenziell für den Spitalbetrieb - etwa für Beleuchtung, Lüftung, Kommunikation und sicherheitsrelevante Anlagen. Von der digitalen Kommunikation bis hin zu lebenserhaltenden Geräten - im Spital hängt die Sicherheit von Patientinnen und Patienten unmittelbar von einer absolut verlässlichen Stromversorgung ab. Entsprechend robust, redundant und ausfallsicher muss diese geplant und umgesetzt werden.
Planung und Flexibilität
Ein Röntgenraum braucht strahlungssichere, fensterlose Wände. Die Luft in Operationssälen muss turbulenzarm stündlich zwanzig Mal ausgetauscht werden. Sauerstoff, Druckluft und Narkosegase benötigen eine zentrale Zu- und Abführung. Spitäler müssen funktionieren, Planung ist alles. Aber im Zuge des medizinischen Fortschritts bleibt Flexibilität die wichtigste Planungskonstante. Unter laufendem Betrieb müssen Räume umgenutzt, raumgreifende Medizinalgeräte ausgetauscht oder spezialisierte Behandlungsräume eingerichtet werden können. Ingenieursleistung ist nur dann zweckgerichtet, wenn sie Erfordernisse von morgen mitdenkt.

Expertise und Partnerschaft
Die Komplexität von Gesundheitsbauten übersteigt gängige Planungsroutinen. Medizinplaner, Architekten, Ingenieure und alle beteiligten Gewerke verfügen über Expertise und Erfahrung in der Realisierung von Gesundheitsbauten. Versierte Generalplaner halten die Fäden in der Hand. Aber entscheidend ist das konzeptionelle Miteinander. Mitdenken, Ideen einbringen, sich absprechen- nur der laufende Austausch zwischen Planern, Koordinatoren und Gewerken führt zu Lösungen mit Bestand. Vermehrt unterstützt BIM die Koordination, ersetzt aber produktive Gespräche am selben Tisch noch lange nicht.
Wohlbefinden und Sicherheit
Gesundheitseinrichtungen, die Vertrauenswürdigkeit und Sicherheit vermitteln, begünstigen den Genesungsprozess ihrer Patientinnen und Patienten. Und diese können sich in der Schweiz auf ein lückenloses Regelwerk gesetzlicher Sicherheitsbestimmungen verlassen. Dazu gehören der Brand-, Erdbeben- und Blitzschutz, die hoch reglementierte Sicherung der Energieversorgung, aber auch die verlässliche Zutrittskontrolle. Und natürlich dürfen Fluchtwege im Ernstfall zu keiner Zeit gefährdet sein. Hier geht es darum, nicht nur den Gesetzen der Natur, sondern auch der zuständigen Behörden mit professioneller Kompetenz und Konsequenz zu entsprechen.
«Beim Planen und Bauen moderner Spitäler geht es längst nicht mehr nur um Funktionalität und Technik, denn Spitäler der Zukunft müssen mehr sein als funktionale Gesundheitsmaschinen. Sie müssen Orte sein, die Heilung aktiv fördern. Entscheidend ist, dass bereits in der Vorbereitung, Strategie und im Organisationsmodell die richtigen Weichen gestellt werden. Das beim Neubau des Kantonsspitals Baden gewählte Generalplanermodell hat sich dabei als wegweisend erwiesen. Bis zuletzt konnten modernste medizinaltechnische Anlagen integriert werden, wodurch sowohl Innovation als auch optimierte Prozesse für Mitarbeitende und Patienten realisiert wurden. «Healthy Architecture» darf kein Schlagwort sein, sondern muss als Standard verstanden werden. Denn durch das KSB wird deutlich, wie wichtig «Healing Architecture» ist: Es schafft Umgebungen, die Genesung fördern, Arbeitsprozesse optimieren und zugleich offen für zukünftige Entwicklungen bleiben.»

«Beim Neubau des Kantonsspitals Baden steht der Mensch im Mittelpunkt. Als erstes Spital seiner Art in der Schweiz, das mit IoT-Technologie den Weg in die Zukunft weist, orientiert es Patient:innen konsequent zum Licht und ins Grüne. Eine durchlässige Gesundheitslandschaft entsteht durch das stufenweise Einbinden von Grünräumen, die sich bis tief ins Gebäude hineinziehen. Das grosszügige Atrium empfängt Patient:innen und Besucher:innen wie ein zentraler Marktplatz. Klare Strukturen, Leitwände und reichlich Tageslicht geben Übersicht, Orientierung und Geborgenheit. Warmes Holz, sanfte Farben und begrünte Innenhöfe schaffen eine Atmosphäre, die Heilung aktiv unterstützt. Die intelligente Verbindung von moderner Funktionalität, innovativer Medizintechnik, räumlicher Flexibilität und heilsamer Atmosphäre formt eine Architektur der Offenheit und Durchlässigkeit. Natur, Gemeinschaft und Transparenz verschmelzen zu einer visionären Gesundheitslandschaft, in der Healing Architecture selbst Teil des Heilungsprozesses wird.»

Unsere Experten
Referenzen
Unsere Referenzprojekte im modernen Gesundheitswesen zeigen, wie Architektur und Funktion Hand in Hand gehen. Wir realisieren Bauten, die höchsten Ansprüchen an Qualität, Sicherheit und Effizienz gerecht werden – von zeitgemässer Infrastruktur bis hin zu innovativen Versorgungskonzepten – immer mit dem Menschen im Mittelpunkt. In enger Zusammenarbeit mit Kliniken und Pflegeeinrichtungen entstehen so nachhaltige Gebäude, die eine zukunftssichere Gesundheitsversorgung ermöglichen.
Kompetenzen
Amstein + Walthert bietet umfassende Lösungen, die Planung, Umsetzung und langfristige Betreuung verbinden. Von der Konzeptentwicklung über die technische Umsetzung bis zum fortlaufenden Support begleiten wir Projekte in allen Phasen.