A+W-Kundenanlass in Chur – Erich Montalta im Interview

Amstein + Walthert lud am 28. Mai in Chur zu einem Kundenanlass zum Thema Internet of Things (IoT) und seine möglichen Einsatzbereiche in der Gebäudetechnik ein. Zu den Teilnehmern gehörte auch Bauingenieur Erich Montalta, CEO der AF Toscano AG. Im Interview berichtet er über Chancen und Risiken des IoT und über das Potenzial des Energiemonitoring bei der AF Toscano AG.

Die AF Toscano AG ist mit 18 Niederlassungen schweizweit lokal verankert und mit der Verbindung zur schwedischen Muttergesellschaft AF Pöyry Gruppe auch international vernetzt. Mit dem Internet der Dinge (IoT) wird die Vernetzung noch feinmaschiger und eröffnet neue Möglichkeiten. Wo sehen Sie in diesem Bereich die grössten Chancen bezogen auf Ihr Unternehmen?

Die AF Toscano AG ist – in kleinerem Ausmass – im selben Fachbereich tätig wie Amstein + Walthert AG. Speziell unsere Schwesterfirma im Tessin, ifec ingeneria sa, ist in der Gebäudetechnik zuhause und befasst sich ebenfalls mit IoT in diesem Bereich. Die Grundausrichtung der AF Toscano liegt jedoch mehr auf dem Gebiet der Infrastruktur und der Tragwerksplanung. Auch hier ist IoT aktuell – insbesondere, wenn ich an intelligentes Verkehrsmanagement denke. Dabei geht es darum, in Stausituationen den Verkehr korrekt umzuleiten, Pannenstreifen umzunutzen und hinsichtlich Temporeduktionen Massnahmen zu ergreifen. Auf der anderen Seite sind wir Teil eines schwedischen Konzerns und auch hier spielt IoT eine wichtige Rolle. Wir dürfen für Volvo die Erkennung von Strassenzuständen mittels Sensoren mitgestalten, die in allen Autos eingebaut werden sollen. Diese leiten dann Informationen über den aktuellen Strassenzustand (Glatteis, etc.) umgehend an alle Fahrer weiter. Das ist eine sehr spannende Angelegenheit.

Ist das Energiemonitoring bei der AF Toscano AG auch ein Thema und wo wäre die Anwendung bei Ihren Projekten denkbar?

Ja, das ist ein Thema, gerade in der angesprochenen Schwesterfirma. Wir arbeiten dort bereits mit Energiemonitoring und haben dafür ein eigenes Tool entwickelt. Konkret heisst das, wir berechnen in der Projektierungsphase, wieviel Energie wir bei einem geplanten Projekt voraussichtlich benötigen. Mit dem Tool können wir nach der Umsetzung auch die effektiv gebrauchte Energie messen, um darauf basierend Massnahmen abzuleiten. So können wir beispielsweise ein Heizsystem auf dieser Basis optimieren, in dem wir festlegen können, wann genau eine Heizung eingestellt oder ausgeschaltet werden soll. Dadurch kann nicht nur die Lebensdauer der Geräte verlängert, sondern auch gleichzeitig sehr viel Energie gespart werden. Hier liegt ja letztendlich auch der positivste Nutzen des Monitorings.

Die heute referierten Themen sind überall präsent und führen in vielen Bereichen zu neuen Herausforderungen. Der Einsatz von IoT beschränkt sich nicht nur auf die Gebäudetechnik, sondern betrifft unseren globalen Lebensraum. Was hat Sie bei den bisherigen Entwicklungen am meisten überrascht?

Von überrascht würde ich nicht sprechen, aber ich finde es wahnsinnig spannend, all diese Entwicklungen zu verfolgen. Ich denke da zum Beispiel an den täglichen Gebrauch von Autos und an all die Funktionen, die mittlerweile integriert sind. So kann ich etwa via App alle meine absolvierten Fahrten speichern und nachverfolgen. Dadurch weiss ich jederzeit, wo mein Auto ist, ich werde sofort gewarnt, wenn jemand bei meinem Auto Vandale betreibt, es sendet automatische Notrufe aus, wenn mir etwas passiert … All das ist beeindruckend. Hier sind wir wohl am weitesten, bzw. hier nehme ich es am meisten wahr. Ich glaube aber, dass das ganz grosse Potenzial von IoT erst kommt und sich dadurch in unserem Alltag sehr viel verändern wird.

Mit IoT wird ermöglicht, physische und virtuelle Gegenstände miteinander zu vernetzen. Wo sehen Sie Gefahren oder Risiken im beruflichen und im privaten Bereich?

Was mir bei den Gefahren spontan in den Sinn kommt: Big Data, der gläserne Mensch. Überall, wo ich nach Daten frage, sende ich auch Daten aus – beispielsweise auch unbewusst mit Sensoren im Handy. Alles, was ich mache, wird irgendwo gesammelt. Auf Basis dieser Daten werden Algorithmen berechnet, die im Voraus sagen können, wie ich mich verhalten werden. Solche Dinge sind beängstigend und wir können nicht recht einschätzen, wohin das führen wird. Hier sehe ich das grösste Risiko, sei es privat oder beruflich.

Durch den Einsatz der neuen Technologien ist vereinfacht ausgedrückt alles möglich, von überall und zu jederzeit. Was versprechen bzw. wünschen Sie sich beruflich und privat von neuen Technologien wie eben IoT?

Ich glaube, es gibt sehr viele positive Einflüsse auf unser Leben. Das beginnt bei höherer Effizienz bei der Arbeit. Ausserdem glaube ich, dass wir mehr Sicherheit bekommen werden, zum Beispiel in der Medizin: Sensoren können vor einem Herzinfarkt warnen, sodass rechtzeitig und vor allem korrekt darauf reagiert werden kann. Im ganzen Gesundheitswesen sind die Chancen riesig und ich denke, das wird sehr viele positive Auswirkungen auf die Lebensqualität haben.

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