Andréa Belliger ist leidenschaftlich unterwegs im Bereich Digitale Transformation. Sie forscht, lehrt und berät Organisationen zu Fragen von Trends & Veränderungen im gesellschaftlichen Kommunikationsverhalten. Sie ist Kompetenzpartnerin mit breiter Management-und Leadership-Erfahrung, fundierten Kenntnissen in den Sparten Strategieentwicklung, Change Management und Business Development.
Wir konnten Frau Belliger für unser diesjähriges A+W-Forum als Referentin und Gast bei der Podiumsdiskussion gewinnen. Zuvor hat sie uns ein paar Fragen beantwortet:
Wie erleben Sie die Transformation in der Baubranche im Vergleich zu anderen Branchen? Würden Sie die Gesundheitsbranche als Benchmark bezeichnen?
Die Baubranche beschreibt sich selbst als «hinten dran». Erstaunlicherweise sagen das aber alle Branchen über sich. Und ich erlebe die Baubranche eigentlich ganz ähnlich wie die anderen auch, wenn es um Digitalisierung oder die Digitale Transformation geht. Das Gesundheitswesen ist überhaupt nicht weiter. Zwar hat diese Branche sehr an Dynamik aufgenommen, aber so wie sie im Moment aufgestellt ist, ist sie nicht weiter als die anderen.
Gibt es ausser der Digitalisierung aktuell weitere Megatrends?
Wenn wir nicht über Trends von 2-3 Jahren oder von Hypes sprechen, sondern von echten Megatrends, dann sind das die klassischen: Digitalisierung, Globalisierung, Individualisierung. Auch Bevölkerungswachstum, vielleicht nicht in Europa, aber global gesehen ist natürlich ein Megathema. Ausserdem haben wir so etwas wie Ageing Society, also das Älterwerden. Das sind die klassischen, die wir alle kennen. Aber es gibt auch neuere, die wir grad entstehen sehen, die wirklich Megatrends sind. Die Konnektivität, die zunehmende Vernetzung auf unserer Welt ist ein Trend, aber zum Beispiel auch die Gesundheitsexplosion, also wie global das Thema Gesundheit immer mehr ins Zentrum rückt. Unter dem Aspekt der Ressourcenknappheit ist auch die Ökologisierung einer der neueren Megatrends, die sich im Moment zu den älteren klassischen dazu gesellen.
Bleibt die Kommunikation – eines Ihrer Fachgebiete – aufgrund der Digitalisierung in manchen Bereichen nicht auf der Strecke? Wie verändert sich die Art der Kommunikation?
Ich würde es genau nicht so sehen. Ich würde sagen, aufgrund der Digitalisierung oder der Digitalen Transformation rückt die zwischenmenschliche Kommunikation wieder viel stärker in den Fokus. Man sieht zwar eine grosse Automatisierung von Prozessen, Robotisierung und künstliche Intelligenz, also ganz viele Sachen, die von Maschine zu Maschine laufen. Aber innerhalb vieler Geschäftsmodelle wird der Fokus wieder dorthin gelegt werden, wo die Wertschöpfung stattfindet. Und das ist in der Beratung, in zwischenmenschlichen Funktionen, in kommunikativen Settings. Dies kann man nicht an eine künstliche Intelligenz oder einen Roboter delegieren. Und genau dadurch wird die Kommunikation von Mensch zu Mensch wieder verstärkt in den Fokus rücken.