Technikzentrale Heizung/Kälte mit Blick auf Kälteverteilung
Ansicht Gebäude mit Holzfassade © Carlo Stuppia

Welche Anforderungen die Lagerung wertvoller Kulturgüter an die Gebäudetechnik stellt – und unsere Antwort darauf.

Wo Kulturgüter, von Steinproben bis zu Grosstierpräparaten, sachgerecht gelagert werden, herrschen genauste klimatische Anforderungen. Diesen haben wir uns bei der Planung des Zentraldepots der Universität Zürich gestellt und berichten über Herausforderungen in der Gebäudetechnik und unsere Meilensteine. Dabei lässt sich etwas Stolz nach erfolgreichem Abschluss nicht verkneifen …

Wir haben es hier mit einem besonderen Gebäude zu tun. Das Gebäude gehört einer Privatperson. Die Universität Zürich (UZH) als Mieterin nutzt das Depot für ihre Sammlung von Kulturgütern an einem zentralen Standort.

Das Klima spielt eine zentrale Rolle.

Das Gebäude umfasst insgesamt sechs Geschosse. Die Lagerräume für die Kulturgüter sind in den Geschossen EG bis 3.OG platziert und sind sowohl räumlich als auch klimatisch in eine Nordzone (20°C, 50% r.F.) und eine Südzone (15°C, 50% r.F.) unterteilt. Im 2.OG befindet sich ein Raum für Feuchtpräparate: Hier werden Güter in alkoholhaltigen Behältern gelagert. Im 4.OG befinden sich Atelier-, Büro- und Projekträume. Die Technikzentralen für die Gebäudetechnik-Anlagen befinden sich im EG und im DG. Für die Elektroverteilung ist in jeder Etage ein Elektroraum vorhanden.

Wir haben ein Depot für Kleinstobjekte bis hin zu Grosstieren geplant.

Die Sammlung der Kulturgüter umfasst tausende von Objekten. Dazu zählen Unmengen kleiner Steinproben, Insekten, Vögel bis hin zum Zebra. Auch Grabungsfunde, medizinische Geräte und ethnologisch interessante Textilien oder Kanus gehören dazu. Zu den Objekten, welche feucht gelagert werden müssen, zählen in der Zoologie kleine Reptilien wie Schlangen, Würmer und Frösche und in der Botanik Pilze oder Pflanzen.

Das ist unsere Antwort auf die vielfältigen klimatischen Anforderungen.

Die wichtigste Voraussetzung, damit die Klimazonen möglichst unabhängig vom Aussenklima betrieben werden können, ist eine dichte und gut isolierte Gebäudehülle. Diese wurde durch die Architektur so geplant, dass die Aussenwände einen kleinen Wärmedurchgangskoeffizienten aufweisen und die Räume selbst gegen andere Klimazonen gedämmt sind. Auf Fenster wurde in den Lagerräumen bewusst verzichtet, um den negativen Einfluss der Sonneneinstrahlung auf die Objekte zu verhindern. Zusätzlich wurde bei der Betonabdichtung eine Gelbe Wanne mit Dichtigkeitsklasse 1 eingesetzt, damit ist das Bauwerk wasserundurchlässig und das Raumklima gegen eintretende Feuchtigkeit geschützt.

Die Wärme- und Kälteerzeugung erfolgt mittels zwei Kältemaschinen, welche mit 23 Erdsonden à 180m Tiefe mit Energie versorgt werden. Die Energieabgabe erfolgt über ein Wärmenetz, ein Hoch- und ein Nieder-Temperatur-Kältenetz. Zusätzlich ist neben dem Erdsondennetz auch ein Rückkühlernetz vorhanden. Das Nieder-Temperatur-Kältenetz wird für die Luftkühler der Lüftungsanlagen benötigt und wird mit 2°C Vorlauf-Temperatur betrieben. Diese niedrige Temperatur ist deshalb erforderlich, damit im Sommer die feuchte Aussenluft entfeuchtet und auf den geforderten Luftzustand von 15°C und 50% r.F. konditioniert werden kann. Die Wärme- und Kälteabgabe in den Räumen erfolgt mittels TABS, welche im Kühlfall über das Kälte-Hochtemperatur-Netz versorgt werden. Im 4.OG werden an den Fensterfronten ergänzend Heizkörper eingesetzt.

Das System ist so ausgelegt, dass die von den Kältemaschinen produzierte Abwärme prioritär von den Wärmespeichern aufgenommen wird, sekundär die Erdsonden regeneriert und in letzter Instanz über die Rückkühler abgeführt wird. In Abhängigkeit der Temperaturen des Erdsondenfelds besteht ausserdem die Möglichkeit, einen GeoCooling Betrieb zu fahren.

Für die beiden Klimazonen sowie für den Feuchtpräparateraum sind je eine eigene Klimaanlage mit Lufterhitzung, Luftkühlung, Befeuchtung und Entfeuchtung vorgesehen. Die Luftverteilung erfolgt direkt von der Zentrale, über Schächte, in die jeweiligen Lagerräume. Somit konnte die Mehrheit der Volumenstromregler, gut zugänglich, in der Dachzentrale montiert werden.

Philipp Senn, Gesamtprojektleiter Gebäudetechnik

Wir dürfen sagen: Das Projekt wurde zum Erfolg!

Und sind überzeugt, dass dazu unterschiedliche Elemente beigetragen haben. Schon zu Beginn des Projektes war dem Bauherrn wie auch uns klar, dass das Vorhaben, eine optimale Lösung für die Lagerung der Kulturgüter zu planen, eine grosse Herausforderung für die Gebäudetechnik darstellen würde. Als A+W als Planerin gewählt wurde, gingen wir diesem Bewusstsein entsprechend an das Projekt heran …

Wir haben frühzeitig mit der Planung, konkret Ende 2019, begonnen und im März 2022 das Gebäude pünktlich fertiggestellt. Positiv ausgewirkt auf das Projekt und seinen Verlauf haben sich ein von Beginn an klar definiertes Raumbuch seitens der Nutzerin sowie regelmässig gut geführte Projektteamsitzungen mit einem offenen Austausch zwischen dem Bauherrn, der UZH und den Planern. Auch die Bauleitung war massgeblich dafür verantwortlich, dass das Projekt rechtzeitig fertiggestellt wurde und der Austausch mit den Unternehmen funktioniert hat.

Dank zeitiger Planung konnten wir die Installationen bereits am Computer fertig koordinieren und überprüfen – noch bevor die Pläne auf der Baustelle eintrafen. Somit konnten die AVOR-Arbeiten durch die Unternehmen frühzeitig begonnen und Materialbestellungen, trotz aktueller Lieferengpässe, rechtzeitig zugestellt werden.

Fertiggestellt wurde nun ein ansprechendes Gebäude, welches die Anforderungen der Nutzerin erfüllt und darüber hinaus sämtliche Besucher*innen beim Anblick der Gebäudetechnik-Installationen beeindruckt und begeistert. Abschliessend sind somit auch das beteiligte Projektteam sehr stolz auf die geleistete und die Bauherrschaft selbst sehr stolz auf die erhaltene Arbeit.