Probleme, Lösungen und neue Technologien – Herausforderungen eines Claim Managers

Beim A+W-Kundenanlass vom 20. August 2019 in Bern ging’s um Mut – aber auch darum, wie in Zukunft die Energiegewinnung und -nutzung optimiert werden kann. Über Herausforderungen und mögliche Innovationen bei der SBB konnten wir im Anschluss an das Inputreferat «Zum Fliegen braucht es keine Flügel» mit Reto Bätscher, Leiter Claim Management und System Engineering bei der SBB, sprechen.

Reto Bätscher, was tut ein Claim Manager und was ist für dich das Besondere an deinen Aufgaben?

Das ist zwar eine einfache Frage, die allerdings eine komplexe Antwort erfordert. Es gibt eine Norm, die ziemlich eindeutig beschreibt, was ein Claim Manager tut (lacht): Es geht um die Beurteilung und Verhandlung von werkvertraglichen Abweichungen bei Bauvorhaben. Mit den Partnern versucht man, sich zu einigen und Lösungen zu finden. Meine Aufgabe ist es, Leute zusammenzubringen, zuzuhören und gemeinsam gute Lösungen finden. Das Schönste an diesem Beruf ist, dass kein Tag wie der andere verläuft und täglich neue Überraschungen auf mich warten. Die Abwechslung macht es aus.

Welchen Herausforderungen begegnest du in deinem Berufsalltag, hervorgerufen etwa durch neue und veränderte Technologien?

Ich sehe häufig, dass der Mensch im Rahmen der technologischen Weiterentwicklung das schwächste Glied und oftmals überfordert ist. Ich denke, dass wir in Zukunft besonderes Augenmerk darauf richten müssen. Entweder muss man die durch die Technologieentwicklung entstandene Komplexität wieder etwas in die Schranken weisen oder aber wir müssen sonstige Lösungen finden. Aktuell wird sicherlich zu wenig gemacht. Es läuft einfach zu viel hinsichtlich technologischer Entwicklungen, sodass der «normale» Mensch oder Mitbürger nicht mehr mitkommt. Man fokussiert zu stark auf die Integration und Anwendung technologischer Entwicklungen und vergisst auf diesem Weg leider häufig die Mitarbeitenden.

Heisst es bei der SBB bald: «Zum Zugfahren braucht es keine Schienen»?

Kommt darauf an, was «bald» bedeutet (lacht). Ich gehe davon aus, dass uns die Schienen noch ein paar Jahrzehnte erhalten bleiben. Ich denke allerdings auch, dass in den nächsten zehn bis zwanzig Jahren eine ergänzende Mobilitätslösung entwickelt wird. Der Mobilitätsbedarf ist ungebremst, das zeigt jede Statistik. Es braucht also irgendeine Alternative, denn das Bahnsystem ist in der Schweiz ausgereizt. Dies erfordert also eine andere Lösung. Ob die nun aber aus der Luft kommt oder ob wir bald dreistöckige Züge haben werden, das wissen wir noch nicht. Es wird auf jeden Fall ergänzend etwas geben. Die Schiene hat sich über die letzten hundert Jahre bewährt, entsprechend wird sich die nicht einfach auflösen.

Würdest du auch einen Sprung aus dem Flugzeug wagen?

Mit dieser Ausrüstung, die Marc Hauser zur Verfügung steht: liebend gern. Ich bin wirklich sehr fasziniert, was es in diesem Bereich alles gibt. Ja, das würde ich machen.

Was bedeutet für dich Mut – beruflich als auch privat?

Neues entdecken und Unbekanntes betreten – das gilt sowohl beruflich als auch privat. Schritte gehen, die nicht Standard sind und die man nicht jeden Tag tut. Also einfach mal etwas wagen. Dazu gehört für mich aber auch, dass man die Verantwortung für die eigenen Entscheidungen übernimmt. Das ist auch Mut, gerade in der heutigen Gesellschaft. Das heisst, man trifft Entscheidungen und steht dann auch dazu. Insbesondere bezogen auf den Job ist das ein wichtiges Element.
Ich schaue da gerne meinen Kindern hin und wieder etwas ab, von denen ich viel lernen kann: Es geht zum Beispiel so schnell, bis Kinder mit anderen Menschen in Kontakt kommen, sie gehen einfach aufeinander zu. Ich versuche, das in meinem Job zu übernehmen, indem ich offen auf die Menschen zugehe, ihnen zuhöre und auf sie eingehe. So ergeben sich auch bei den komplizierten Fällen bzw. Claims, an denen ich arbeite, Lösungen. Diese kommen wirklich meist von selbst, aber man muss dem Platz geben. Will heissen, ganz im Sinne von Mani Matter: Den Mut haben, keine Hemmungen zu haben. Aber natürlich ist das manchmal einfacher gesagt als getan.