Wachstum? Ja, wenn es dem Fortschritt dient

Die Pandemie erscheint uns wie ein isolierter Schicksalsschlag, der auf eine plausible Infektionskrankheit zurückzuführen ist. Viele Analysten stellen jedoch die Hypothese auf, dass all die Dramen, die unseren Planeten in jüngster Zeit erschüttert haben, ein und denselben Ursprung haben: die Finanzpleite von 2008, wiederholte Klima- und Umweltkatastrophen, die Flüchtlingskrise von 2015, Industrie- und Lebensmittelskandale, die Krisen der Demokratie, des Kapitalismus und des Neoliberalismus und nun die Gesundheitskrise. Nach ihrer Auffassung leiden wir als Gesellschaft in Wirklichkeit an dem Streben nach Wachstum, welches wir fälschlicherweise für Fortschritt halten.

Vom Holozän zum Anthropozän

Wussten Sie, dass wir gerade das Holozän hinter uns lassen, eine 12’000 Jahre dauernde geologische Zwischeneiszeit? In dieser konnte aufgrund steigender Temperaturen eine Migration der Menschen in den Norden stattfinden. Im August 2016 hat sich der Internationale Geologenkongress mehrheitlich für den Beginn eines neuen Zeitalters ausgesprochen: das Anthropozän. Begonnen im Jahr 1950 ist in diesem Zeitalter der Einfluss des Menschen signifikant genug, um ihn neben den geophysikalischen Kräften, zum stärksten Einfluss der Veränderungen auf der Erde zu ernennen.

Die Beschleunigung der technologischen Entwicklung und der Produktivität, um unseren Bedürfnissen, Aktivitäten und dem heutigen Konsum gerecht zu werden, haben in der Tat erhebliche und verhängnisvolle Auswirkungen auf Mensch und Umwelt.

Das Problem ist, dass das Wachstum immer noch anhand des Bruttoinlandproduktes gemessen wird. Heisst einem Geldwert der Produktion, der auf die Anhäufung von Gütern aufbaut. Dieser Logik Folge zu leisten ist mittlerweile unhaltbar: Die Geschichte unseres Planeten kollidiert mit der Geschichte der Menschheit und aus diesem Dilemma zu kommen bedingt eine regelrechte Politik der Erde.

«Wir müssen die handwerklichen Berufe aufwerten und uns allmählich auf eine Post-Wachstumsphase zubewegen, in welcher der Fortschritt für alle zugänglich ist.»

Matthias ACHERMANN
Directeur A+W Geneve

Wachstum muss den Fortschritt unterstützen

Bereits 1972 prophezeite der legendäre Bericht von vier jungen Wissenschaftlern des MIT («The Limits to Growth», im Auftrag des Club of Rome) den Zusammenbruch der Welt am Ende des 21. Jahrhunderts - wenn nichts unternommen würde, um die Überproduktion und den Überkonsum einzudämmen. Wir müssen neue Modelle wie etwa die 149 Vorschläge des Convention Citoyenne pour le Climat in Betracht ziehen. Das, was wir uns von der modernen Welt versprechen, gilt es zu überdenken. Nein, die Digitalisierung wird die handwerklichen Tätigkeiten nicht ersetzen, und im Übrigen verschlimmert sie zurzeit unseren ökologischen Fussabdruck. Es ist an der Zeit, dass wir das Handwerk wieder aufwerten und uns allmählich auf ein Post-Wachstum zubewegen. Denn nur das zielt auf einen Fortschritt ab, der für alle zugänglich ist und im Einklang mit der Natur und ihren Ressourcen steht. Es erfordert eine Einfachheit, die fälschlicher Weise oft mit Verzicht und Rückschritt gleichgesetzt wird. In Wirklichkeit aber bietet sie eine Rückkehr zu dem, wonach wir uns am meisten sehnen: frische Luft zum Atmen, sauberes Wasser, die Wiederherstellung sozialer Bindungen sowie ein gesundes Leben.

Die Amstein + Walthert Gruppe und alle unsere Teams verstehen sich als Handwerker*innen dieser globalen Herausforderung. Wir betreiben konsequent Engineering mit Vorbildcharakter. Unsere Lösungsansätze setzen wir entschieden und mit Leidenschaft zur Verbesserung der Energieeffizienz und dem humanistischen Nutzen der Technologie ein. Aus Überzeugung und aus der Notwendigkeit werden wir unsere Anstrengungen in diese Richtung fortsetzen.

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