Bergkäserei Gais: Mitarbeiter Remo Niederöst im Interview

Remo Niederöst startete seinen beruflichen Werdegang 2007 mit der Ausbildung zum Haustechnikplaner Heizung und ist danach dem Team der Amstein + Walthert St. Gallen AG treu geblieben. Es freut uns sehr, dass Remo bis heute als Projektleiter Heizung ein fester Bestandteil unseres Teams ist. Remo hat bisher an vielen spannenden Bauvorhaben mitgewirkt. Eines davon ist aktuell besonders interessant.

Hallo Remo. Du hast bereits umfangreiche Erfahrung im Projektmanagement gesammelt. Erzählst du uns, an welchem Projekt du gerade arbeitest und weshalb dieses besonders spannend ist?

«Hallo zusammen. Ja gerne, ich arbeite unter anderem an der Bergkäserei Gais. Da wird – kurz gesagt – mit Hilfe von Abwärme aus einem nahegelegenen Rechenzentrum Käse hergestellt. »

Wie kann mit Abwärme Käse produziert werden?

«Das Rechenzentrum Ostschweiz liegt direkt neben der Bergkäserei in Gais. Wie üblich müssen die im Rechenzentrum aufgestellten Racks gekühlt werden. Bei einer 100-prozentigen Auslastung des Rechenzentrums steht eine Abwärmeleistung von ca. 1.5 MW auf einem Temperaturniveau von rund 20 °C zur Verfügung. Die Abwärme gelangt via erdverlegter Fernleitung zur Bergkäserei und wird dort auf eine sogenannte Hochtemperatur-Wärmepumpe geführt. Anhand der Wärmepumpe werden heizungsseitige Temperaturen von bis zu 100°C erreicht. Die produzierte Wärme wird in einem Heizungs-Schichtspeicher zwischengespeichert. Ab diesem Speicher werden die einzelnen Prozesse mit Wärme versorgt. Diese Wärme wird hauptsächlich zur Käseherstellung verwendet. Das bereits genutzte, tiefere Wärmeniveau sowie die Abwärme aus den Prozessanlagen werden für die Warmwassererwärmung und Raumheizung verwendet. »

Was ist für dich persönlich die grösste Herausforderung bei der Bergkäserei Gais?

«Seitens Wärmepumpenlieferant gab es nach der Ausschreibung eine Änderung des Kältemittels. Das neue Kältemittel fiel aufgrund der Brennbarkeit in eine höhere Sicherheitsklasse, was sich auf den Aufstellungsort der Wärmepumpe auswirkte. Um die Normen einhalten zu können, mussten diverse Umplanungen vorgenommen werden. Das neue Konzept wurde schlussendlich durch die Gebäudeversicherung gutgeheissen und konnte wie von uns vorgeschlagen umgesetzt werden. »

Welche Anforderungen stellte der Bauherr?

«Unser Auftraggeber ist die St.Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG (SAK). Am Anfang bestand unser Auftrag darin, mögliche Kunden für die Abwärme aus dem Rechenzentrum zu eruieren. Neben der Käserei wurden die umliegenden Gebäude betrachtet und das Potential für ein kaltes Fernwärmenetz abgeschätzt. Der interessanteste aller potentiellen Kunden war zu dieser Zeit die Bergkäserei Gais. Gespräche zwischen der SAK und dem Käser führten zu einem Contracting-Vertrag, der beidseitig unterzeichnet wurde. Natürlich musste das Projekt für dessen Umsetzung wirtschaftlich sein. Um dies sicherzustellen musste schon in einem sehr frühen Stadium eine qualifizierte und zutreffende Wirtschaftlichkeit kalkuliert werden. Zu diesem Zweck mussten sämtliche Planungsparameter bereits bekannt und verifiziert sein. Die dabei errechneten Wärmegestehungspreise bildeten die Kostengrundlage für den Contracting-Vertrag. Die Wirtschaftlichkeitsberechnung wurde in jeder Projektphase aktualisiert und der SAK zur Verfügung gestellt. Somit war die Bauherrschaft stets über den aktuellen Stand informiert. »

Die Arbeit an besonderen Projekten lehrt dich viel. Welche Erfahrungen oder Erkenntnisse nimmst du für weitere Projekte mit?

«Die Erfüllung der Normierung für den Einsatz von Wärmepumpen/Kältemaschinen (ab 400 bzw. 600 kW Kälteleistung) mit natürlichen oder HFO-Kältemitteln ist – insbesondere bei Bestandsbauten – eine grosse Herausforderung. Dieser Herausforderung soll im Projekt frühzeitig Rechnung getragen werden. Die Einhaltung der Normen hat grosse Auswirkungen auf die Planung und Positionierung der Technikräume sowie auf die Kosten. »