Nachhaltige Effizienzsteigerung: Einblicke in ein Praxisprojekt unseres Betriebsoptimierungsingenieurs Robert Uetz

Robert, Du bist seit 28 Jahren bei Amstein + Walthert als Betriebsoptimierungsingenieur tätig. Du gewährst uns im Rahmen unserer Nachhaltigkeits-Kampagne, bei der die Berücksichtigung von Umweltaspekten im Fokus steht, einen Einblick in ein Projekt, bei dem es um das Aufspüren von Einsparungspotenzialen und der Optimierung von Betriebszuständen geht.

Frage: Inwiefern ähnelt die Arbeit eines Betriebsoptimierungsingenieurs der eines Detektivs, und wie gehst du vor, um durch die Analyse von Betriebsdaten und Messwerten versteckte Optimierungspotenziale in komplexen Anlagen aufzudecken?

Antwort: Während ein Detektiv nach Spuren sucht, analysiere ich Betriebsdaten, insbesondere Energiedaten und Betriebszustände aus Leitsystemen. Zusätzlich messe ich vor Ort Daten, die nicht digital erfasst werden. Wie ein Detektiv Spuren im Labor untersucht, visualisiere ich die Mess- und Energiedaten grafisch, um Muster und Auffälligkeiten zu erkennen. Mit Hilfe unserer Energiecontrolling-Plattform und Auswertungstools können wir Abweichungen vom Optimum schnell aufspüren. Je komplexer die Anlage, desto öfter decken wir durch diese Methode signifikante Optimierungspotenziale auf, die wir umsetzen und dann durch Erfolgskontrollen dokumentieren.

 

Frage: In allen SIA-Phasen gibt es sowohl Chancen als auch Stolpersteine, die sich auf die spätere Nutzung auswirken können. Wie können diese Potenziale und Probleme schon früh in der Konzeptphase identifiziert und vermieden werden?

Antwort: In den SIA-Phasen 1 bis 6 – von der Planung bis hin zur Realisierung und Bewirtschaftung – lauern zahlreiche Chancen und Stolpersteine. Viele Probleme könnten bereits in der Konzeptphase erkannt werden, wenn ein erfahrener Betriebsoptimierungsingenieur die Kontrolle übernimmt. Beispielsweise durch das Erkennen fehlerhafter Hydrauliken, falscher Regelkonzepte oder nicht faktenbasierter Annahmen. Diese Probleme treten oft erst im realen Betrieb zutage. Ein Realitätscheck im Betrieb ist deshalb unerlässlich, um sicherzustellen, dass der erwartete Nutzen auch wirklich erreicht wird. Ohne diese Überprüfung könnten Investitionen z.B in Wärmerückgewinnungssysteme oder erneuerbare Energiesysteme oder komplexe Systeme im Betrieb unbemerkt keine oder nicht den erwarteten Nutzen bringen, was zu unnötigen Mehrkosten und höheren Energieverbräuchen führen kann.

Wir bei A+W wenden das Vieraugenprinzip in allen SIA-Phasen an, sowohl in der Beratung als auch im Engineering. Das bedeutet, dass Experten – z.B. ein erfahrener Betriebsoptimierungsingenieur – das Ko-Referat der Hydraulik, des Regulierungs-, Steuerungs- und Messkonzepts sowie der Grundlagedaten übernimmt, während ein erfahrener Planungsingenieur das Ko-Referat zu Kosten, Machbarkeit und Platzbedarf bei Konzepten verantwortet. Das ist eine sehr wirksame Methode, unser breites Expertenwissen zielführend zu nutzen und Fehler, die sich erst in der Betriebsphase 6 auswirken, zu vermeiden.

 

Frage: Wie wichtig ist es, zu Beginn eines Projekts eine fundierte Analyse der Ausgangslage und eine klare Definition der Projektziele vorzunehmen?

Antwort: Eine fundierte Analyse der Ausgangslage und eine klare Zieldefinition sind unerlässlich für den Erfolg eines Projekts. Doch auch diese Schritte reichen nicht aus. Der reale Betrieb ist oft dynamischer als ursprünglich angenommen, und der Heiz-, Warmwasser-, Kälte- und Elektroenergiebedarf verhält sich selten nach den in der Planung festgelegten Annahmen. Diese Diskrepanz führt häufig zu ineffizientem Betrieb. Hier setzt die Betriebsoptimierung an: Durch Messungen und Analysen passen wir die Betriebsweise an den tatsächlichen Bedarf an, um verborgene Potenziale zu identifizieren und zu nutzen. Nur so wird sichergestellt, dass die Investitionen auch den versprochenen Nutzen bringen.

 

Frage: In deiner langjährigen Erfahrung, wie häufig treten ineffiziente Betriebszustände in hochtechnisierten Haustechnikanlagen auf?

Antwort: In meinen 28 Jahren als Betriebsoptimierungsingenieur bei Amstein+Walthert stosse ich regelmässig auf ineffiziente Betriebszustände, die weder in der Konzeptphase noch bei der Realisierung oder im Betrieb erwartet wurden. Diese ineffizienten Zustände bieten jedoch enormes Potenzial für Energie- und Kostenersparnisse, wenn sie im Rahmen einer Betriebsoptimierung analysiert, erkannt und behoben werden.

 

Frage: Gab es in deiner Karriere ein Projekt, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?

Antwort: Ja, es gab z.B. einen Fall, bei dem eine unentdeckte Fehlfunktion über 14 Jahre hinweg jährliche Mehrkosten von 39.000 CHF verursachte. Diese Fehlfunktion blieb von allen Beteiligten unbemerkt – weder vom Planer noch vom Facility Manager oder Servicetechniker. Erst durch die Auswertung der Energiedaten im Rahmen unseres Optimierungsmandats konnten wir das Problem innerhalb von Minuten identifizieren und beheben. Seitdem konnte der Energieverbrauch um 24 % gesenkt werden. Das zeigt, wie wichtig es ist, Energiedaten regelmässig auszuwerten. Nur so lassen sich unentdeckte Optimierungspotenziale aufspüren, die zur Reduktion von Kosten und Energieverbrauch beitragen.

 

Frage: Inwieweit wirkt sich Deine Arbeit als Betriebsoptimierungsingenieur positiv auf die Umwelt aus und wie wichtig ist dieser Beitrag im Gesamtkontext der Erreichung der Klimaziele bei Amstein + Walthert?

Antwort: Als Betriebsoptimierungsingenieur trage ich durch die gezielte Identifikation und Umsetzung von Energieeinsparungen direkt zur Reduktion des Energieverbrauchs und damit auch zur Verringerung von CO₂-Emissionen bei. Dies wirkt sich positiv auf die Umwelt aus, indem wir den Ressourcenverbrauch minimieren und den ökologischen Fussabdruck der Anlagen verringern. Besonders wichtig ist, dass diese Optimierungen nicht nur kurzfristige Einsparungen, sondern auch langfristige, nachhaltige Veränderungen ermöglichen.

Im Gesamtkontext der Erreichung der Nachhaltigkeitsziele bei Amstein+Walthert ist mein Beitrag von zentraler Bedeutung. Ich optimiere nicht nur den Energieverbrauch an unserem Standort in Zürich. Sondern helfe auch, zusammen mit weiteren Expert:innen, den Betrieb von Gebäuden und technischen Anlagen unserer Kund:innen effizienter zu gestalten. So leisten wir einen direkten Beitrag zu den Klimaschutzmassnahmen. Indem wir die Energieeffizienz steigern und unnötige Emissionen vermeiden, unterstützen wir die ambitionierten Nachhaltigkeitsziele von Amstein+Walthert und tragen zur Umsetzung eines nachhaltigen Gebäudebetriebs bei. Jeder Einsparung von Energie und CO₂ kommt dabei eine doppelte Bedeutung zu – sie verringert sowohl Betriebskosten als auch den Impact auf das Klima.

 

Lieben Dank für das Interview und die spannenden Einblicke in Deinen Alltag als Betriebsoptimierungsingenieur.

«Wie ein Detektiv nach Spuren sucht, analysiere ich Betriebsdaten, insbesondere Energiedaten und Betriebszustände aus Leitsystemen. Zusätzlich messe ich vor Ort Daten, die nicht digital erfasst werden. Mit Hilfe unserer Energiecontrolling-Plattform und Auswertungstools spüren wir Abweichungen vom Optimum schnell auf und decken so signifikante Optimierungspotenziale auf, die wir umsetzen und durch Erfolgskontrollen dokumentieren.»

Robert Uetz
Experte