Roche investiert am Standort Basel/Kaiseraugst 4 Mrd. CHF in die lokale Infrastruktur. Unter anderem entstehen bis 2024 sieben neue Gebäude - darunter eines der modernsten Pharma-Forschungszentren der Welt sowie das höchste Gebäude der Schweiz. Damit soll für über 12’000 Mitarbeitende eine Arbeitsumgebung geschaffen werden, die beste Forschungsbedingungen ermöglicht und die Mitarbeitenden ins Zentrum stellt. Dies gelingt mit digitalen Infrastrukturen die vernetzt, offen, nachhaltig, skalierbar und ökonomisch vertretbar sind - einem Smart Building das Gebäude und Nutzer*innen interagieren lässt.
Die Roche-Vision eines Smart Building, dessen Bedeutung und Mehrwert entstand bereits vor einigen Jahren. Mit dem Fokus auf Mitarbeitende und Betreibende wurden Erwartungen formuliert, Use Cases abgeleitet und priorisiert. Dazu wurden Pilotprojekte, Proof-of-Concepts und Tests in den bestehenden Flächen durchgeführt, um schnell aus praktischen Erfahrungen zu lernen. Für die ganzheitliche Umsetzung der Erkenntnisse hingegen, eigneten sich die bereits angelaufenen Grossbauprojekte BSN8/11, Bau 2 und das pRED Center. Schliesslich ist es günstiger, Technologie von Anfang an im Gebäude einzuplanen als dies später nachzurüsten.
Gebäude «Smart Ready planen»
Amstein + Walthert durfte im Rahmen der «SB-Studie» bei der Umsetzung dieses Vorhabens unterstützen. Welche Technologien und Lösungen sind für welchen Use Case unter Beachtung der Anforderungen und Randbedingungen empfehlenswert? Wie lassen sich diese Lösungen oder die Kombination daraus auf die unterschiedlichen Gebäudenutzungen anwenden? Welche Mehrkosten entstehen durch die zusätzlichen Komponenten und Leistungen? Was muss im Rahmen der Planung und Ausführung beachtet werden?
Während fünf Monaten entstanden in Zusammenarbeit mit den diversen Roche Abteilungen und nach innovativen Produktpräsentationen Technologieübersichten, Umsetzungskonzepte mit Ausbaustufen, Kostenkalkulationen, Entscheidungsgrundlagen und Ausschreibungstexte. Damit konnte im Rahmen der Neubauprojekte ein erster (physischer) Grundstein für die Smart Building Infrastruktur gelegt werden. Dies beinhaltet sowohl die Konnektivität der Gebäudeautomation als auch die zusätzliche Installation von IoT Devices zur Auslastungsmessung und Infrastruktur für lokalisationsbasierte Use Cases.
Der Schulterschluss zwischen Edge, Cloud, Business und End-User
Technische Komponenten im Gebäude allein, bringen allerdings keinen Mehrwert. Die erfassten Daten müssen den Nutzern – und damit den Business Anwendungen – sinnvoll und verlässlich zur Verfügung gestellt werden. Die dazu notwendigen Cloud Komponenten und die zugrundeliegende IT-Architektur wurden in einem nächsten Schritt konzipiert und erste Vorbereitungen für die Umsetzung getroffen.
Neben der Verfeinerung der Use-Case Anforderungen stand aus technischer Sicht die Architektur der IoT Plattform – dem zentralen Ort für Datensammlung und -bereitstellung - im Vordergrund. Sensordaten aus den Gebäuden müssen gesammelt, in einheitliche Form gebracht und in den richtigen Kontext gesetzt werden, um für die Interessent*innen nachhaltigen Mehrwert zu generieren.
Damit die erarbeiteten Konzepte und Roadmaps nicht nur technisch, sondern auch wirtschaftlich überzeugen, bildete die Ausarbeitung der Business Cases und das darauffolgende Commitment des Steering Committee den erfolgreichen Abschluss dieser wichtigen Vorbereitungsphase.
In enger Zusammenarbeit mit Experten von internationalen Technologieunternehmen, IT-Spezialisten und innovativen Vendoren konnten wir Anfang 2020 die Grundlagen für die Umsetzung der gesamten Wertschöpfungskette eines Smart Building legen.
Geschwindigkeit vor Perfektion
Die Grundlagen waren definiert, das Projektziel war klar und der Zeitplan sportlich. Bis Ende 2020 sollten 5 Bestandsbauten und 2 Neubauten mit entsprechender Infrastruktur ausgerüstet, die IoT-Plattform implementiert werden und erste Business Anwendungen zur Verfügung stehen. Innerhalb von 6 Monaten mussten Nutzeranforderungen verfeinert, technische Detailspezifikationen erstellt, Datenmodelle konsolidiert, die Projektorganisation (intern & extern) aufgebaut sowie Anbieter*innen evaluiert und ausgewählt werden. Das alles unter Aspekten wie technischer Nachhaltigkeit, Skalierbarkeit und Machbarkeit des operativen Betriebs.
Interdisziplinäre und heterogene Squads arbeiteten im engen Austausch unter agilen Projektmanagement Methoden miteinander, um nach weiteren 5 Monaten einen MVP (Minimum Viable Product) der IoT-Plattform samt ersten Business Applikationen zu implementieren. Ein Squad setzt sich zusammen aus internen und externen Projektbeteiligten die jeweils unterschiedliche, sich ergänzende Fachkompetenzen und Sichtweisen miteinbringen, das gleiche Ziel verfolgen und die Tätigkeiten in kurzen Abständen priorisieren.
Mit dem Backbone einer horizontalen Datenplattform konnten parallel bereits verschiedene Use Cases wie bspw. das IoT Material Management, «MAPS 4 Smart Buildings», Location Detection und Space Utilization and Optimization erfolgreich umgesetzt werden.
Smart Building bei A+W - ganzheitlich und End-to-End
Was mit einer Vision begann ist nach 3 Jahren zu einem Programm gewachsen, das nicht nur intern und lokal Interesse weckt. Verschiedene Experten von Amstein + Walthert durften seit Anfang 2019 Teil dieser Reise sein und mit Expertise in den Bereichen Smart Building, Internet of Things, LoRaWAN, Immobilien Datenmanagement, Facility Management, Data Integration, Cloud Solutions, Projektkoordination, Business Analyse, Requirements Engineering und Prozessentwicklung zum Erfolg beitragen.
Wir haben gelernt, uns von bisherigen Zusammenarbeitsmodellen, Projektabläufen und «Schranken in den Köpfen» zu lösen, Dinge auch mal anders zu denken, mutig zu sein, über den eigenen Schatten zu springen, Risiken einzugehen und uns selbst nicht immer zu ernst zu nehmen - so hat das Projekt 2020 auch einen Preis beim Digital Real Estate Summit gewonnen. Ohne Grundsätze wie «Fail fast Learn fast», «80/20», «Geschwindigkeit vor Perfektion» und agilen Projektmethoden wären diese Erfolge in so kurzer Zeit wahrscheinlich nicht möglich gewesen. Vor allem aber haben die Leidenschaft und der Spass aller Beteiligten an den Themen und den Herausforderungen das Fundament für das Erreichte gesetzt. Und wir freuen uns auf die nächsten gemeinsamen Schritte.
«Das Team von A+W bringt eine ganz besondere Leidenschaft für die Themen mit und hat einfach Spass bei der Arbeit! Trotz eines sehr straffen Zeitplans haben wir bisher alle Deadlines, Budgets etc. exakt eingehalten. Auf diese Teamleistung bin ich extrem stolz, ich kann mich auf das Team immer verlassen.»