A+W Forum zur Digitalisierung – Katharina Lehmann im Interview

Die Präsidentin des Verwaltungsrates des Holzbauunternehmens Blumer-Lehmann, Katharina Lehmann, gibt Einblick über den Stand der Digitalisierung in ihrer Branche und erklärt, was wir in Europa den Amerikanern voraus haben.

Wie gehen Sie bei Blumer-Lehmann, einem der grössten Holzbauunternehmen der Schweiz, mit dem Thema Digitalisierung um?

Bei uns ist die Digitalisierung allgegenwärtig, und zwar nicht nur, was Geschäftsprozesse anbelangt, sondern auch bezüglich der Leistungserbringung, d.h. die Anbindung der Planungsprozesse an die Produktionsprozesse. Die Digitalisierung zieht sich durch eine ganze Menge Tätigkeiten in unserem Alltag.

Da Sie im Gegensatz zu Unternehmen wie Amstein + Walthert ausser der Beratung und Planung auch eine eigene Produktion haben, sind Sie da nicht schon länger unter Druck, die Digitalisierung im eigenen Unternehmen voranzutreiben?

Der Holzbau plant seit 20 Jahren mit 3D-Werkzeugen und ist dadurch schon lange im Bereich der Vorfertigung unterwegs. Wir verfügen sehr frühzeitig über eine detaillierte und präzise Planung. Was jetzt passiert:  Wir erhalten bessere Werkzeuge und bessere und einfachere Arbeitsmittel, um die Prozesse noch effizienter zu machen.Die Planungsprozesse werden kollaborativer. Von daher ist die Entwicklung für uns nicht neu, sie beschleunigt sich nur.

Das heisst, jetzt sind auch die Bauherren immer mehr so weit, dass deren Prozesse es zu Ihren bereits existierenden Standards passen?

Genau. Der Bauherr hat gemerkt, dass die Kostensicherheit, Planungssicherheit oder auch Terminsicherheit sehr viel grösser ist, wenn man frühzeitig und präzise plant. Die Vorfertigung beschleunigt dann die Abläufe auf der Baustelle und trägt zu effizienten Bauprozessen bei.

Können Sie uns aufgrund Ihrer internationalen Tätigkeit den Stand der Digitalisierung in der Schweiz im Vergleich mit anderen Ländern aus eigener Erfahrung beschreiben?

Es ist sicherlich so, dass die Planungsprozesse in BIM in den englischsprechenden Ländern USA, England und Australien weiter sind. Eben dort, wo die anglikanischen Normen verbreitet sind. Aber das bezieht sich rein auf die Planung, und ganz sicher nicht auf die darauffolgenden Schritte im Sinne der Anbindung einer Produktion oder eben auch die Automatisierung und die Industrialisierung in der Bauwirtschaft. Dort kann man eigentlich sagen, dass wir hier in Mitteleuropa führend sind.