Im Verenahof-Geviert des Bäderquartiers in Baden ist der Rückbau abgeschlossen, die Planung läuft auf Hochtouren. Für die laufenden Umbau- und Sanierungsarbeiten ist der denkmalgeschützte Bestand mit einem 3D-Laserscanner aufgenommen und zu einem objektklassifizierten BIM-Modell aufbereitet worden - ein beeindruckender Mehrwert in vielerlei Hinsicht.
Unweit der Wellness-Therme FORTYSEVEN, die aus der Feder von Mario Botta stammt und Ende 2021 eingeweiht wurde, wird das denkmalgeschützte Ensemble des Verenahof-Gevierts über mehrere Jahre zu einer Rehaklinik umgebaut. Bei den drei aus dem Mittelalter stammenden Badehotels Verenahof, Bären und Ochsen läuft parallel zum Rückbau auch die Umplanung zu einer Rehabilitationsklinik mit öffentlicher Gastronomie auf Hochtouren. Neben Grabarbeiten für neue technische Installationen werden zurzeit wichtige Dachaufbauten und Mauerwerke saniert oder neu errichtet. Zeitgleich läuft die «rollende Planung» der Innenarchitektur und Gebäudetechnik. Die Qualitätsanforderungen sind in dieser Planungsphase sehr hoch, um auch den Charme der historischen und kantonal denkmalgeschützten Liegenschaften zu erhalten. Die komplizierte Gebäudestruktur der Bäderhotels und der hohe Technisierungsgrad in einem denkmalgeschützten Gebäude sind eine grosse Herausforderung für die Planung der Gebäudetechnik. So ist beispielsweise bei gewölbten Decken und geneigten Wänden auf Grundlage der vorhandenen Situationspläne die Planung geeigneter Steigzonen, Rohraufhängungen oder Rohrdurchbrüche eine sehr prekäre Aufgabe.
Aufnahme und Modellierung des Verenahof-Gevierts
Die Verenahof AG hat aufgrund der anspruchsvollen Anforderungen an die Grundlagenpläne Amstein + Walthert mit der Gebäudeaufnahme mittels 3D-Laserscanning und Modellierung beauftragt.
Da die Technik zwar erprobt ist, aber jedes Bestandsgebäude seine Eigenheiten hat, wurde zuerst ein Test-Bereich im Untergeschoss aufgenommen. Anhand des Ergebnisses konnten wir die Vorteile einer effizienten Bestandsaufnahme per Laserscanning klar aufzeigen und so wurden nach Absprache mit dem Projektteam die Aufnahmen und Modellierung des kompletten Verenahof-Gevierts bestellt.
Zunächst wurden aufgrund des straffen Zeitplans für die Gebäudetechnikplanung die Aufnahmen der Untergeschosse priorisiert, um die dort stattfindende Planung optimal zu unterstützen und rund 2'500 Quadratmeter detailliert erfasst. Die erschwerten Bedingungen durch den Rückbau mit Grabarbeiten, Staub, Quell- und Grundwasser meisterte der Laserscanner mit Leichtigkeit in wenigen Stunden. Mithilfe einer Totalstation wurden zusätzliche Kontrollpunkte aufgenommen, um die Qualität der Punktwolke noch zu erhöhen.
Im Büro wurde anschliessend die hohe Anzahl der Scans und Räume perfekt miteinander in Verbindung gesetzt und ein grosses Ganzes geschaffen. Anhand dieser detaillierten Aufnahmen konnte das BIM-Modell mit allen gekrümmten Gängen, verspringenden Decken und Bodenplatten modelliert werden.
Durch die Erstellung dieses Rohbaumodelles war es nun möglich, eine aktuelle Grundlage zu schaffen, in erster Linie für die weitere Planung der Gebäudetechnik, aber auch für die nächsten Schritte in der Architektur und für weitere fachspezifische Bauwerksmodelle.
Auch die Denkmalpflege hat bereits Interesse an den Aufnahmen bekundet. So können detaillierte Ansichten von Wänden oder Objekten aus der Punktwolke und den Panoramabildern für die Zukunft festgehalten werden. Mit diesem Schritt der Digitalisierung könnte eine neue Ära der denkmalpflegerischen Datenbank eingeläutet werden.
Baustellenrundgang bequem vom Schreibtisch aus
Während der Erstellung der Punktwolken wurde der Laser an etwa 1000 Standorten aufgestellt. Dabei haben wir jeweils auch ein 360 Grad-Panoramabild aufgenommen. Mit diesen Bildern ist es nun möglich, jederzeit und von überall durch die Baustelle zu spazieren. Mithilfe eines online Viewers kann man durch alle Geschosse navigieren und die vorhandene Situation zum Zeitpunkt der Aufnahmen detailliert betrachten. Für die Fachkoordination hat sich diese digitale Baustellenbegehung als sehr wertvoll herausgestellt, in Sitzungen verhelfen sie zu einem gemeinsamen Verständnis. Es ist sogar möglich, direkt im Viewer Distanzen, Flächen und Winkel zu messen. Der enorme Mehrwert des digitalen Modelles war bereits in der Planung klar ersichtlich und wird in der Umsetzung noch ersichtlicher werden. Denn aufgrund des exakten BIM-Modells konnte sehr konkret geplant werden. Und erfahrungsgemäss gibt es bei einem so alten und komplexen Gebäudebestand in der Umsetzungsphase viele Überraschungen und Probleme, welche durch das BIM-Modell deutlich minimiert werden können. Von den Projektpartnern sind bereits einige sehr positive Rückmeldungen eingegangen.
«Dem geringen Aufwand für die Erstellung des BIM-Modells steht ein grosser Mehrwert gegenüber. Dieser ist schon jetzt in der Planung klar ersichtlich und wird sich erst recht in der Umsetzung zeigen.»