Die Gesellschaft steht vor der riesigen Herausforderung, bis spätestens 2050 das Netto-Null-Emissionsziel zu erreichen. Wie können Unternehmen ihren Energie- und Ressourcenverbrauch dekarbonisieren? Welche Rolle spielen die Energieversorgungsunternehmen (EVU)? Was können Gemeinden dazu beitragen? Um diese Fragestellungen im Sinne des Netto-Null-Zieles zu beantworten, braucht es neue Denkweisen, radikale Ansätze und innovative Geschäftsmodelle. A+W investiert in ihre Mitarbeiter*innen, damit diese wiederum die Kund*innen in der Entwicklung von Energie-, Klima- und Nachhaltigkeitsstrategien gezielt unterstützen können. Ein jüngstes Beispiel ist der Abschluss des CAS EVU Manager an der HSG von Mevina Feuerstein, Senior Consultant von A+W Zürich.
Mevina, herzliche Gratulation zum Abschluss! Was hat dich zur Weiterbildung als EVU Manager bewegt?
A+W versteht sich als wichtige Akteurin bei der Transformation des Energiesystems und engagiert sich für die Dekarbonisierung der Schweizer Energieversorgung. Mit den immer deutlicher spürbaren Auswirkungen der Klimaerwärmung und der Digitalisierung als Treiber für Innovation kommen neue strategische Fragestellungen auf, die nicht länger ignoriert werden können. Ganz im Gegenteil. Energieversorgungsunternehmen müssen sich neu erfinden und wir brauchen neue Skills, um sie kompetent zu begleiten. Die Energieversorgungsunternehmen (EVU) spielen eine wichtige Rolle in der Umsetzung der Energie- und Klimastrategie des Bundes. Um unsere potenziellen Kund*innen besser zu begleiten, habe ich den CAS gemacht.
Und welches waren die zentralen Erkenntnisse, die du an den Arbeitsplatz mitnehmen konntest?
Ich profitiere von einem noch besseren Verständnis für die aktuelle Situation der Energieversorgungsunternehmen. Das heisst, wie sie regulatorisch eingebettet sind, wie sie finanziell geführt werden (müssen) oder was der aktuelle Entwicklungsstand der Technik ist. Gleichzeitig habe ich inspirierende Lösungsansätze mitgenommen, wie Strategien für EVU entwickelt werden können, wie sie ihre eigenen Kund*innen besser in die Produktentwicklungsprozesse miteinbeziehen können oder wie Innovationen erfolgreich umgesetzt und skaliert werden können.
Für deinen Abschluss als EVU-Manager hast du ein Argumentarium strategischer Entscheide für die Gasversorgung der Zukunft erarbeitet. Wie kam es dazu und was dürfen wir uns darunter vorstellen?
Die drei wichtigsten Anforderungen an die Energieversorgung lauten: sie sollte C02-neutral, zu 100 % verfügbar und am liebsten kostenlos sein. Eine Energieversorgung, die all diesen Anforderungen gerecht wird, existiert aber nicht. Ich fragte mich also, wie kann sich ein Energieversorgungsunternehmen im Spannungsfeld dieser drei Anforderungen bewegen? Auf der Suche nach einer Antwort habe ich die drei Dimensionen dieses Spannungsfeldes einzeln beleuchtet und strukturiert.
Und welche Erkenntnis hast du daraus gewonnen?
Der Klimawandel ist eine der grössten Herausforderungen unserer Gesellschaft. Die enorme Dringlichkeit, jetzt vom Denken ins Handeln zu kommen, hat der Weltklimarat (Intergovernmental Panel on Climate Change) vor wenigen Wochen erneut verdeutlicht. Wir müssen von den fossilen Brennstoffen wegkommen, jetzt oder nie!
«Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.»
Was bedeutet das für den Bewegungsraum eines EVU?
Als erstes gilt es, das Ziel «Netto-Null bis spätestens 2050» zu formulieren und als strategischen Entscheid festzuhalten. Dies gibt den Rahmen vor für die weitere Strategieentwicklung des EVU und die Umsetzung entsprechender Aktivitäten. Damit reduziert sich die Komplexität des Spannungsfelds, das durch die Anforderungen «Dekarbonisierung», «Versorgungssicherheit» und «Wirtschaftlichkeit» entsteht. Der Lösungsraum wird kleiner und somit überschaubarer. Mit dem Ziel der Dekarbonisierung werden diejenigen Lösungen umgesetzt, welche möglichst wirtschaftlich sind und zur Versorgungssicherheit beitragen.
Für ein EVU bedeutet dies konkret: Gas sollte zukünftig nicht mehr für Heizwärme verwendet werden. Dies könnte zur Folge haben, dass das Gasnetz nicht mehr wirtschaftlich betrieben werden kann und gebietsweise stillgelegt werden muss.
Wo wirst du die neu entwickelten Denkweisen und Ansätze im Arbeitsalltag einsetzen können?
Ich begleite EVU und Gemeinden als Eigentümerinnen von EVU auf dem Weg zur Umsetzung einer dekarbonisierten Energieversorgung. Im Herbst darf ich zudem im CAS EVU-Manager an der HSG ein Modul zum Thema «Dekarbonisierung und Nachhaltigkeit» unterrichten und damit mein Wissen mit den Kursteilnehmer*innen teilen.
Wir wünschen dir weiterhin viel Erfolg bei der Begleitung der EVU auf ihrem Weg zu Netto-Null.
Die Amstein + Walthert Gruppe nimmt ihre Vorbildfunktion ernst.
Nachhaltigkeit bedeutet für uns, das Unternehmen sozial und ökologisch verantwortlich sowie wirtschaftlich erfolgreich zu betreiben. Wie wir unsere Verantwortung bezüglich Netto-Null-Ziel wahrnehmen und die Aus- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter*innen fördern, lesen Sie im aktuellen Nachhaltigkeitsbericht.