Solar-Team
Haus zur Linde, Seniorenzentrum CADONAU in Chur, © Solarville AG

Herzlichen Glückwunsch zum Solarpreis-Diplom 2021 für das Seniorenzentrum CADONAU

Seit über 30 Jahren zeichnet die Solar Agentur Schweiz hervorragende Projekte mit dem Schweizer Solarpreis oder einem Diplom aus. In diesem Jahr ist auch eines unserer Projekte unter den Preisträgerinnen und Preisträgern. Unser Solar-Experte Stefan Brändle berichtet im Interview nicht nur über das Projekt, sondern auch über seine Arbeit als Leiter des Solarteams.

Gratulation zum Solarpreis-Diplom. Wie kam es dazu?

Gestartet sind wir mit einer Machbarkeitsstudie mit dem Ziel, möglichst viel Solarstrom auf dem Areal des Seniorenzentrums produzieren zu können. Die geeignetsten Dächer wurden ausgewählt. Es gibt daher neben dem mit Diplom ausgezeichneten «Haus Linde» auch auf dem «Haus Platane» eine weitere PV-Anlage mit einer Leistung von 210kWp.

Und was ist so herausragend an der Solaranlage auf dem Dach des «Haus zur Linde»?

Das Spezielle am Haus zur Linde ist, dass es sich um ein 1993 erstelltes Gebäude von Peter Zumthor handelt, welches 2019 unter Leitung seines Architekturbüros saniert wurde. Der Bau einer Standard-Flachdachanlage war da aus ästhetischen Gründen ausgeschlossen. Daher haben wir die Module zwischen die bestehenden Betonstehlen integriert und eine spezielle Halterung dafür entwickelt. Verwendet wurden transluzide Glas-Glas-PV-Module. So entsteht der Eindruck, als ob die Module über dem Betondach schweben würden. Es ist eine ästhetisch besonders gelungene Lösung, welche ganzjährig sauberen Solarstrom produziert.
Dass wir für diese in der Planung anspruchsvolle und aufwändige Lösung nun ein Solarpreis-Diplom bekommen haben, das freut mich besonders. Dazu beigetragen hat neben der Expertise und Leidenschaft unserer Experten aber auch die Bauherrschaft, die sich für die Umsetzung dieses PV-Projekts in jeder Hinsicht stark eingesetzt hat. So entstehen die besten Ergebnisse – gemeinsam.

Welche spannenden Projekte bearbeitet ihr sonst noch im Solarteam?

Alle Projekte kann ich hier nicht nennen, das würde den Rahmen sprengen. Wir sind mittlerweile auf ein 6-köpfiges Team angewachsen. Speziell erwähnen möchte ich die Solardachberatung für die Gemeinden Landquart und Malans. Wir begleiten, finanziert von den Gemeinden, private Bauherrschaften, Körperschaften und Firmen bei der Realisierung ihrer Solarprojekte von der Machbarkeitsabklärung über die Offert-Phase bis zur Abnahme. Als grösste PV-Anlage aus diesem Projekt konnten wir den Waldcamping Landquart mit einer 66 kWp Anlage planen und ausschreiben.
Für die Gemeinde Landquart haben wir auch eine Solarstrom-Potenzialstudie für die kommunalen Gebäude gemacht, und die Dächer und Fassaden auf Eignung untersucht. Eine Solarstromanlage mit 311 kWp Leistung wurde bereits auf der neuen Turnhalle mit unserer Unterstützung realisiert. Auch bei den Photovoltaik-Anlagen am Kantonsspital Baden haben wir im Vorfeld das Potenzial auf dem gesamten Areal analysiert. Mittlerweile sind 390 kWp an PV-Anlagen installiert, darunter auch eine Solarfassade. Und natürlich ist da noch die PV-Anlage auf den Gebäuden des Ausflugsrestaurants Lägern Hochwacht, mit diesem Projekt wurden wir gerade diesen Herbst für den Building-Award nominiert. 
Im Moment beschäftigen uns ausserdem viele Wettbewerbe mit gebäudeintegrierten Solar-Lösungen. Und dann wäre da noch die Leitung der Kompetenzzelle Solarenergie + Speicher. 

Was ist die Aufgabe der Kompetenzzelle Solarenergie + Speicher und wo siehst du den Mehrwert?

Unter Energie@A+W betreiben wir verschiedene Kompetenzzellen, die der internen Vernetzung und dem Austausch von Know-How über die ganze Amstein + Walthert Gruppe dienen. Wir erhalten immer mehr Fragestellungen aus den eigenen Reihen, auch von unseren Planern zu ganz verschiedenen Themen rund um die Solarplanung und -gestaltung. Und so beraten und unterstützen wir als Solar-Team nicht nur unsere externen Kund*innen, sondern auch intern unsere Kolleg*innen.  

Stefan Brändle. Solar-Experte

In immer mehr Kantonen gilt eine PV-Pflicht bei Neubauten – wie beeinflusst das deine Arbeit?

Ich stelle fest, dass in vielen Fällen die Photovoltaik-Planung als Teil der Elektroplanung ausgeschrieben wird und Elektroplaner, und damit meine ich die ganze Branche, vielfach noch nicht genügend befähigt sind, die Planung solcher Anlagen selbstständig auszuführen. Wenn von der Bauherrschaft eine sorgfältige und qualifizierte PV-Planung für notwendig erachtet wird und die Kosten dafür getragen werden, dann können wir bei uns intern die Leistungen optimal aufeinander abstimmen. Wenn PV-Anlagen aber nur beiläufig dazu geplant werden, dann leidet oftmals die Qualität – und das ist auf lange Sicht am falschen Ende gespart. Gleichzeitig gibt es in vielen kommunalen Baureglementen auch eine Gründachpflicht, und da ist es wichtig, die verschiedenen Ansprüche optimal aufeinander abzustimmen, damit qualitativ gute Projekte entstehen. Gerade im Hinblick auf die Planung sogenannter «Energie-Grün-Dächer» haben wir unsere Kompetenzen in den letzten Jahren strategisch erweitert.

Was sind aktuell die grössten Herausforderungen?

Man muss am Ball bleiben, denn Verordnungen und Vorschriften ändern sich ständig. Die grosse Energiepolitik setzt aufgrund der abgeschafften Einspeisevergütung (KEV) ganz auf Eigenverbrauchslösungen. So spielen der Einsatz und die Kombination von Solarstromproduktion, Wärmeerzeugung, ZEV, Elektromobilität und allenfalls Batteriespeichern eine immer wichtige Rolle bei der wirtschaftlichen Umsetzung von Solarprojekten in Gebäuden. Und da ist man sich in der Schweiz ja weitgehend einig: Das Potenzial auf Dächern und an Fassaden ist gross genug. Die Ansprüche von Architekt*innen und Bauherrschaft an eine ästhetische Umsetzung von Solaranlagen sind aber natürlich wichtig und müssen berücksichtigt werden. Aber es gibt bereits sehr gute Lösungen, die täglich weiterentwickelt werden.

Stefan, lass uns einen Blick in die Solar-Zukunft werfen. Was siehst du da?

Elektrische Energie wird weitgehend dezentral erzeugt, gespeichert und auf den niederen Netzebenen ausgetauscht werden. Solarstrom wird selbstverständlich ein Teil der Gebäudehülle, nicht nur auf dem Dach, sondern auch an der Fassade. Und das so ästhetisch integriert, dass man auf den ersten Blick nicht sieht, dass es sich um solaraktive Bauelemente handelt. Ausserdem werden die Kosten für Fassadenlösungen und Batteriespeicher sinken. Damit kann ein immer höherer Autarkiegrad von Gebäuden erreicht werden und die solaren Stromgestehungskosten fallen weiter unter die Preise der elektrischen Energie vom Netz. Es ist noch ein langer Weg, aber wir sind schon gut unterwegs.
Die Schweiz möchte bis 2050 eine Solarstromproduktion von 35 TWh erreichen. Das ist in etwa so viel wie heute alle Wasserkraftanlagen gemeinsam produzieren. Um dieses Ziel zu erreichen gibt es noch viel zu tun, die Arbeit sollte uns also nicht ausgehen. Und es macht mir grosse Freude, wie wir mit unserer täglichen Arbeit als Team unseren Beitrag zu dieser nachhaltigen Energiezukunft leisten können.