Verteilnetzbetreiber stehen vor vielfältigen Herausforderungen. Die Energiestrategie 2050 des Bundes sieht beispielsweise einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energieproduktion vor, was aufgrund der steigenden Volatilität (Schwankung) im Netz zu höheren Anforderungen an die Netzstabilität führt. Der webbasierte Leitfaden des Kooperationsprojekts «Zukunft Verteilnetz» unterstützt Energieversorgungsunternehmen dabei, ihr Verteilnetz zum «Smart Grid» weiterzuentwickeln.
Mevina Feuerstein und Sabine Imoberdorf von Amstein + Walthert haben zusammen mit Peter Bomatter der Schnyder Ingenieure im Rahmen der Projektausschreibung zum Thema «Industrie & Dienstleistung 4.0» des Vereins Metropolitanraum Zürich den webbasierten Leitfaden «Zukunft Verteilnetz» entwickelt. Dazu wurden gemeinsam mit sechs Energieversorgungsunternehmen (EVU) und dem Verein SmartGridready Empfehlungen und Massnahmen formuliert. Detaillierte Anleitungen und diverse Arbeitsblätter unterstützen Verteilnetzbetreiber darin, sich auf bevorstehende Herausforderungen vorzubereiten und ihre Netze zukunftsorientiert weiterzuentwickeln.
Megatrends als Herausforderung
Die Digitalisierung, aber auch die Versorgungssicherheit sind grosse Treiber für Entwicklungen in der Energiebranche. Es stellen sich viele Fragen insbesondere zum Thema Daten (Datenerfassung, Datenspeicherung, Datenschutz, Datenverwendung). «Bis Ende 2027 müssen Energieversorgungsunternehmen mindestens 80 % ihrer Zähler mit einem intelligenten Messsystemen bzw. “Smartmeter” ersetzt haben», erklärt Sabine. «Unsere Massnahmen unterstützen sie, den Ablauf zu planen und mögliche Zusatznutzen für die neuen Daten zu identifizieren», ergänzt sie. Neben den technischen Anforderungen ist die Frage zur Finanzierung des zukünftigen Verteilnetzes zu klären. Auch kommen regulatorische Themen wie die mögliche Vergütung von Flexibilität und nicht zuletzt die Ansprüche der Kundschaft auf die Energieversorgungsunternehmen zu.
Die Schweizer Energieversorger müssen ihre Verteilnetze neu erfinden und neue Geschäftsmodelle hin zum «Smart Grid» entwickeln. Insbesondere kleine und mittlere EVU sind gefordert, mit ihrem Personal neben dem Tagesgeschäft auch Zukunfts- und Entwicklungsthemen zu bearbeiten. Hier soll der Leitfaden aus dem Projekt “Zukunft Verteilnetz” anknüpfen und unterstützen.
Zusammenarbeit von A+W und Schnyder Ingenieuren hat sich bewährt
Bereits 2019 haben im Rahmen eines internen Innovationsprojekts zur Entwicklung neuer Dienstleistungen für und mit EVU die beiden Unternehmungen der Amstein + Walthert Gruppe ertieft zusammengearbeitet. Aus den gewonnenen Erkenntnissen hat A+W im darauffolgenden Jahr die Dienstleistung Cyber Security für EVU entwickelt. «Durch diese Projekte haben wir wertvolle Erkenntnisse über die Herausforderungen und Bedürfnisse von EVU gewonnen, die wir teilweise im Leitfaden Zukunft Verteilnetz weiterverarbeitet haben», so Mevina.
Digitale Zusammenarbeit als Chance
Innerhalb kürzester Zeit mussten aufgrund der Covid-19-Massnahmen alle Teambesprechungen und Workshops mit den Projektpartnern komplett digital durchgeführt werden. «Das hat aber wunderbar funktioniert», erklärt Mevina, «einerseits, weil A+W mit der Infrastruktur für digitale Zusammenarbeit bereits sehr gut vorbereitet war und andererseits auch, weil die Projektmitglieder sehr offen waren und sich auf die neue Form der Zusammenarbeit eingelassen haben.» So konnte das Projekt planmässig durchgeführt und pünktlich abgeschlossen werden.
Kooperation mit verschiedenen Partnern als zentrale Basis
Bei der Zusammenarbeit mit kleinen, mittleren bis hin zu grossen EVU konnten viele verschiedene Bedürfnisse aufgenommen und daraus zusammen mit den Partnern passende Handlungsempfehlungen erarbeitet werden. «Nun ist es wichtig, dass die Energieversoger die zukünftigen Bedürfnisse in ihre kurz- und mittelfristigen Planungen aufnehmen und berücksichtigen», betont Peter und ergänzt: «Nur so können Synergien zwischen den verschiedenen Bereichen wie Strom, Gas, Wasser etc. erkannt und genutzt werden.» Je früher dies in der Planung berücksichtigt wird, desto einfacher können die Partner abgeholt und schliesslich Geld gespart werden.
Wie geht es weiter?
Der Leitfaden ist nun online verfügbar. Jetzt geht es darum, die Informationen über verschiedene Wege bei den Verteilnetzbetreibern zu platzieren und eine Kommunikation aufzubauen. Passende Veranstaltungen sind aufgrund der anhaltenden Covid-19-Situation nicht möglich, daher stehen vor allem digitale Informationskanäle im Vordergrund.
Aktuelle Informationen zum Thema werden regelmässig über den eigenen LinkedIn-Kanal veröffentlicht. Ausserdem ist der Leitfaden, bestehend aus 28 Massnahmenvorschlägen von zehn Handlungsfeldern, auf der Website abgebildet, kostenlos und öffentlich zugänglich. Auf einfache Art und Weise können Interessierte durch die Massnahmen navigieren. Für mehrere Massnahmen liegen Arbeitsblätter vor, die heruntergeladen werden können und als Hilfestellung zur Planung und Umsetzung der entsprechenden Massnahmen dienen.