In der Gemeinde Wohlen bei Bern ist ein Wärmeverbund im Gebiet Kappelenring entstanden. Die Wärme für den Verbund wird aus dem Wasser des Wohlensees gewonnen. So können nachhaltig mehr als 600 Haushalte mit Wärme versorgt und jährlich ca. 3000 t CO2 eingespart werden.
Daniels Weg zum Gesamtprojektleiter bei A+W Bern
Angefangen hat Daniel im Jahr 2000 mit einer Ausbildung als Heizungsmonteur, an die er eine Zusatzlehre zum Haustechnikplaner Heizung angehängt hat. Anschliessend hat er vier Jahre in seiner Lehrfirma in Langnau gearbeitet und sich in dieser Zeit an einer höheren Fachschule zum Heizungstechniker HF weitergebildet. Nun war es an der Zeit, das Gelernte in einer anderen Firma und in der Umsetzung von Grossprojekten anzuwenden. Zu dieser Zeit realisierte Amstein + Walthert Bern den Wärmeverbund Langnau. «Wärmeverbunde und grosse Energieanlagen haben mich schon immer interessiert», erzählt Daniel. «Als ich dann sah, welche Projekte A+W plant, war mir klar, dass auch ich solche Grossprojekte bei A+W planen möchte».
Nun ist Daniel seit gut 10 Jahren Teil der Amstein + Walthert Bern AG. Eingestiegen ist er als Projektleiter Energieanlagen im Bereich von Roger Pilloud. Nach einigen Weiterbildungen wie QM Fernwärme und QM Holzheizwerke ist er seit 2018 Teamleiter Energieanlagen. Neben seiner Arbeit bei A+W ist er ausserdem Fachdozent. Momentan unterrichtet er an der Gibb, Berufsfachschule Bern ein Modul für die angehenden Heizungstechniker HF.
Einen Ausgleich zu diesen verantwortungsvollen Aufgaben findet der 37-jährige Langnauer in seiner Freizeit, die er gerne mit seiner Frau und seinen zwei Kindern, mit Fussball spielen oder mit Handwerken Zuhause verbringt.
Worum geht es im Projekt WV Kappelenring
Wie der Name schon sagt, geht es um einen Wärmeverbund im Gebiet Kappelenring. Das Gebiet umfasst eine Wohnsiedlung mit mehreren, älteren Hochhäusern in der Gemeinde Wohlen bei Bern.
Die Energie 360° AG hat für dieses Gebiet eine Wärmeverbundlösung mit regenerativen Energiequellen gesucht und im Jahr 2017 die Planung des Wärmeverbundes, der Heizzentrale und der Wasserfassung ausgeschrieben. A+W Bern hat die Ausschreibung gewonnen und noch im gleichen Jahr mit der Planung begonnen. Heute, vier Jahre später, ist der Wärmeverbund bereits in Betrieb und die Erweiterung befindet sich im Bau.
Als Energiequelle nutzt man die Wärme des nahegelegenen Wohlensees. Dafür wird Seewasser auf dem Grund des Wohlensees gefasst und in die Heizzentrale, welche sich in den Gebäuden der stillgelegten ARA Ey befindet, gepumpt. Durch einen Wärmetauscher entnimmt man dem Seewasser Energie und übergibt sie dem Kältemittel-Kreislauf der Wärmepumpe. Anschliessend leitet man das abgekühlte Seewasser wieder zurück in den See. Mithilfe der Wärmepumpe wird die aus dem Seewasser gewonnene Energie auf ein höheres Temperaturniveau übertragen und in das Fernwärmenetz geleitet. Das heisse Wasser gelangt zuerst in einen grossen Energiespeicher und wird von dort über die Fernwärmeleitungen zu den Häusern im Kappelenring gepumpt. In den Wärmeübergabestationen wird schlussendlich die Energie des Wassers an das Heizsystem der Gebäude übergeben.
Amstein + Walthert Bern ist Gesamtplaner in diesem Projekt und hat die Aufgabe, sämtliche HLKSE/GA-Anlagen zu planen. Mittendrin ist Daniel Zaugg als Gesamtprojektleiter, er leitet das Planungsteam und hat die Bauleitung rund um die Heizzentrale und die Wasserfassung übernommen. Während der Planungsphase hat Daniel also unter anderem die Aufgabe, sowohl intern sein Team als auch alle Termine mit dem Kunden zu koordinieren.
Wasserfassung im Wohlensee als Premiere für Daniel und für A+W
«Das Highlight dieses Projekts ist definitiv die Seewasserfassung. Diese zu planen und zu erstellen war aufwendig, aber dadurch auch sehr interessant», so Daniel. «Zudem war es das erste Mal für mich und auch für A+W allgemein solch eine Wasserfassung von A bis Z realisiert zu haben», erzählt er weiter. Die Bewilligungen bei einer Wasserfassung sind sehr umfänglich. Neben den Baubewilligungen für das Pumpwerk und die Leitungen zum Seiher, braucht es eine Konzession, damit man das Wasser aus dem See entnehmen darf.
Der Wohlensee ist ein Eidgenössisches Wasser- und Zugvogelreservat von nationaler Bedeutung und beinhaltet ein Naturschutzgebiet, wodurch der Bauzeitraum stark eingeschränkt wurde. Es durfte deshalb nur zwischen Mitte Juli und Ende Oktober gebaut werden. Ausserdem braucht es für eine Wasserfassung ein biologisches Gutachten, welches die Wirkung auf den See und die Fische beschreibt. Dafür hat ein Fischbiologe Ausfischungen gemacht und ein Taucher im Frühling untersucht, welche Fische in dieser Umgebung laichen.
An der Wasserrückgabestelle musste wiederum eine thermale Einleitungsberechnung bzw. eine Simulation durchgeführt werden, welche aber schnell aufzeigte, dass es keine grossen Auswirkungen auf die Fische und andere Lebewesen gibt. Bei der Wasserfassung allerdings ergaben die Untersuchungen, dass durch den Seiher Flächen des Laichhabitats zugedeckt werden. Aus diesem Grund musste in der näheren Umgebung die gleiche Fläche neues Habitat geschaffen werden.
Ehemaliger Faulturm beherbergt neuen Wärmespeicher
Ein weiteres Merkmal dieses Projekts liegt in den Räumlichkeiten der Heizzentrale, für die man die bestehenden Gebäude der stillgelegten ARA nutzen konnte. So ist der aussergewöhnlich grosse Wärmespeicher beispielsweise in einen bestehenden Faulturm eingebaut worden. Im Hauptgebäude befindet sich ein weiteres Merkmal, nämlich die Wärmepumpe. «Normalerweise braucht man für ein solches Projekt, das öffentliche Gewässer und grosse Wärmepumpen einsetzt, eine Wärmepumpe mit Zwischenkreis, da die Wärmepumpen oftmals mit Ammoniak als Kältemittel betrieben werden» erklärt Daniel. Denn Ammoniak ist giftig und darf deshalb nicht in den See gelangen. Um dies zu garantieren gibt es neben dem Wasser- und dem Ammoniak-Kreislauf den erwähnten Zwischenkreis.
«Hier hat man jedoch einen speziellen Wärmetauscher eingesetzt, einen sogenannten Sicherheits-Wärmetauscher mit drucküberwachtem Zwischenraum zwischen Seewasser und Ammoniak», erzählt er weiter. So ist sicherstellt, dass kein Ammoniak ins Seewasser gelangt.
Die Heizzentrale ist bereits in Betrieb und wird zukünftig mehr erneuerbare Wärme liefern als der Kappelenring benötigt. Deshalb wird der Wärmeverbund in Richtung Dorf und vordere Aumatt erweitert. Die Fertigstellung ist für Ende 2021 geplant.
Möchtest auch du gerne an innovativen und spannenden Grossprojekten mitarbeiten? Dann werde Teil von A+W und bewirb dich bei uns. Wir freuen uns auf dich.